Damian Sojka: Wo, wie, was ist Angeln im 21. Jahrhundert?

Allein schon unter den Anglerschaft gibt es heutzutage unheimlich viele Ansichten  wie das Angeln zu betreiben sei. Egal ob das traditionelle Ansitz- oder das etwas modernere Drop Shot Angeln, es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten einen Fisch zu fangen und jede hat sicherlich einen besonderen Reiz.
Egal wie spannend die Leidenschaft Angeln für uns ist, von den Außenstehenden wurde es schon immer als langweiliges Ereignis angesehen.  Und die Liste der Vorurteile ist extrem lang. Die monotone Beschäftigung, die durch verschlossene und geistig beschränkte  Einzelgänger betrieben wird, hatte noch bis vor einigen Jahren in der Bevölkerung einen relativ niedrigen Stellenwert. Angeln sei kein Hobby, es ist die Flucht vor der Realität in Verbindung mit Tierquälerei, behaupten noch vor einiger Zeit böse Zungen.

In den letzten Jahren hat sich der Angelsport meiner Meinung nach sehr stark weiter entwickelt. Die Entwicklung fand jedoch weniger bei neuen Erkenntnissen, wie man einen Fisch fängt statt. Nein, unter Entwicklung verstehe ich die Einstellung der Angler zur Natur und Vermittlung dieser an Außenstehende. Dabei wird die vermeidliche Verschlossenheit gegenüber der Gesellschaft durch neue Medien entscheidend aufgelockert. Gerade im Internet kann das Hobby Angeln mit der wunderschönen Natur im Hintergrund als ganzes Paket relativ leicht in ein komplett anderes Licht rücken. Hochqualitative Landschaftbilder szander-damianowie Aufnahmen von Lebewesen am Wasser vermitteln jedem einzelnen das Gefühl der Erholung und Freiheit. Bei solchen Bildern spielt das Angeln nur eine untergeordnete Rolle, denn schließlich gibt es kaum Menschen die sich an der Schönheit unseres Planeten nicht erfreuen.
Mittlerweile hat auch die Industrie das Potential erkannt relativ viel Geld mit Angeln verdienen zu können. barschEine früher eher unbedeutende Nebenbeschäftigung wird plötzlich zum Hobby. Die Flucht vor der Realität bedeutet dann ziemlich schnell Entspannung in der Natur nach einem stressigen Arbeitstag. Es gibt kaum Industriezweige die das Internet als Plattform stärker nutzen um die Popularität unserer Leidenschaft ständig zu steigern. Dabei wird versucht das Angeln als eine ansehnliche Freizeitbeschäftigung zu etablieren. Die Grundvoraussetzung zu schaffen für eine möglichst breite Kundenbasis.
Auch wenn sich der Angelsport medientechnisch dank Internet in den letzten Jahren bezüglich Akzeptanz in der Bevölkerung sehr positiv entwickelt hat, so birgt auch diese mittlerweile einfache und jedem zugängliche Plattform einige Gefahren. Die meisten Internetportale und Diskussionsforen werden nämlich von offenen und kontaktfreudigen Menschen betrieben.  Dass gerade beim Angeln die Erfahrung und Gewässerkenntnis extrem wichtige Rolle spielen weiß jeder der mal versucht hat ans Wasser zu gehen und schnell mal einen halbwegs vernünftigen Fisch zu fangen. Erfahrung und Gewässerkenntnis, genau diese zwei Faktoren sind für regelmäßige Erfolge am Wasser zuständig.
Die meisten Internetportale dienen dazu, zu zeigen was an einem bestimmten Gewässer möglich ist. Die regelmäßigen Fotos, Artikel, Berichte oder vielleicht sogar Video´s  werden meist in einer Form dargestellt um für die Faszination Angeln Werbung zu machen. Hinter jeder erfolgreichen Internetpräsenz steht ein Team von leidenschaftlichen Anglern für die Egoismus ein Fremdwort ist. Bei gut organisierten Teams ist die Anzahl der gefangenen Fische im Vergleich zur Allgemeinheit oft überdurchschnittlich hoch. Durch die hohe Fangfrequenz wird jeder Angler früher oder später automatisch dazu gezwungen seine Fische wieder schwimmen zu lassen. Schließlich soll man ja die Fänge sinnvoll verwerten und das ist in guten Beißphasen an gewissen Angelplätzen je nach Jahreszeit teilweise sehr schwierig.
Über das Können Fische zu fangen wird viel geschrieben und meist auch als eine besondere Fähigkeit dargestellt. Totaler Blödsinn! Jeder der sich ernsthaft mit der Materie Auseinader setzt wird mittel- bis langfristig erfolgreich sein. Natur lesen und sich in die Tierwelt versetzen können ist unmittelbar mit der Erfahrung am Wasser verbunden. Wer viel unterwegs ist wird diese Fähigkeit logischer weise automatisch schneller erlernen. Viel am Wasser sein ist das ganze Geheimnis des regelmäßigen Fischfangs.
hechtlandungDas Wichtigste beim Angeln ist immer noch am richtigen Platz zu angeln. Was hilft mir dass ich den besten Köder super präsentieren kann wenn an dem Angelplatz keine Fische da sind? Absolut gar nichts! Angeln kann man überall, Fische fangen aber nur an bestimmten Stellen.
Die Anonymität im Internet hilft gerade wirtschaftlich denkenden Anglern an Informationen zu gelangen die gerade beim Angeln am wichtigsten sind. Es gibt heutzutage immer noch extrem viele Angler die jedes Jahr auf´s Neue eine Kosten/Nutzen – Rechnung aufstellen. Neben dem Hobby muss sich der ganze Aufwand auch lohnen und der Wert der gefangenen Fische die entstehenden Unkosten decken. Solche Leute freuen sich natürlich über jeden freigelassenen Fisch von Kollegen den das erhöht ja bekanntlich die Chancen eigene Vorgaben zu erfüllen. Diese Ansichten treffen zumindest bei mir auf Empörung und Unverständnis.
Gerade bei den Egoisten generieren die im Internet regelmäßig präsentierten Fangberichte auch einen Neidfaktor der je nach Person verschieden stark ausgeprägt ist. Spionageaktionen sowie hinterrücks veranstalte Hetzkampagnen sind die Konsequenz. Eigentlich totaler Irrsinn wenn man bedenkt um was es hier eigentlich geht. An der Stelle verlässt man sicherlich den Hobbybereich und wechselt in einen innerlichen Kampf um die vermeidliche Anerkennung unter den Angelkollegen die man mittels eines gefangen Fisches darstellt. Speziell bei den Raubfischanglern ist der Druck immer den Größten fangen zu müssen extrem ausgeprägt. Das ist zwar sehr schade, jedoch leider nicht zu vermeiden. Gerade deshalb muss erfahrungsgemäß  von den Angelseitenbetreibern mit viel Vorsicht speziell bei der offenen Kommunikation agiert werden. Egal von welcher Art des Angelns man überzeugt ist.
Wir leben also in einem Zeitabschnitt, bei dem das Angeln in Europa eine sehr positive Entwicklung nimmt. Maßgeblich dafür verantwortlich sind neue Medien wie das Internet. Trotzdem wäre es fatal wenn wir die dadurch auch entstehenden Gefahren, die aus unserem eigenen Lager stammen, unterschätzen würden.

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In diesem Sinne, Petri Heil und tolle Fänge 2010!

Damian Sojka, www.Spinningista.eu

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