Bin El Ouidane 2017: So gings weiter…

Nach Hansis furiosem Start auf einem massiv mit Boilies präparierten Platz waren wir natürlich guter – wenn nicht sogar bester – Dinge und erstmal voller Euphorie und Tatendrang.

Doch es sollte sich in den nächsten zig Stunden nichts, aber wirklich rein gar nichts tun, so dass wir uns dann doch entschieden, in den „Experimentiermodus“ zu wechseln: Den Platz, an dem bislang der einzige Biss kam, behielten wir, mit den anderen Ruten versuchten wir abermals verschiedene Tiefen und Distanzen zum Ufer anzutesten, dabei schraubten wir die Ködergrößen immer weiter nach unten. Mit insgesamt 9 Ruten fällt dann das Ausprobieren auch etwas leichter als üblich, trotzdem kostet es immer etwas Überwindung, von den vertrauten Mustern abzuweichen…

Irgendwann am frühen Dienstag Morgen meldete sich dann Martins Bissanzeiger mit einem zaghaften Run. Der Fisch biss auf einen pinken 15mm Pop Up – ein Köder, der bei uns sonst eigentlich nur im Winter oder zeitigen Frühjahr eingesetzt wird. Der Schuppi leistete, wie schon Hansis Fisch vom Sonntag, untypischerweise kaum Gegenwehr im Drill. Dennoch war die Freude über einen 8kg Karpfen selten größer als zum jetzigen Zeitpunkt!  Ein Nahziel war erreicht. Aber der Durchbruch?  Denkste!

Jeden Tag aufs Neue bei der Belieferung mit Lebensmitteln erfuhren wir von den Einheimischen – „No fish anywhere at the lake“.  Vielen Dank fürs Gespräch – das motiviert unheimlich.  Einzig ein Duo aus 2 Holländern rund 500m von uns entfernt konnte 4 Fische fangen. Es gab also zwei Camps am See, die zumindest Fischkontakt hatten. Eines davon war das unsere, somit sahen wir auch nicht wirklich einen Grund zu moven. Wohin auch?
Stattdessen reduzierten wir die nächsten Tage weiter die Futtermengen bis hin zu kleinsten PVA-Fallen, vergrößerten unseren Radius bis auf 550m Distanz, und probierten es immer mehr mit winzigen Ködern. Sogar höchstselbst gesammelte Wasserschnecken kamen zum Einsatz. Doch es sollte sich nichts mehr ändern, am Ende steht die Bilanz von „nur“ 2 Fischen zu Buche. Angesichts der Situation am See müssen wir damit wohl „leben“, aber selbstredend hatte jeder von uns im Vorfeld mit einem besseren Ergebnis gerechnet, alles andere wäre sicherlich nicht die Wahrheit.

Am Ende des Trips bleibt die Frage nach dem „Warum?“
Erstmal ist das mit unserer mangelhaften Gewässerkenntnis schwer zu beantworten. Wie wir leider erst während des Rücktransfers zum Flughafen erfahren haben, hatte es zuletzt im April geregnet, der Wasserstand des Stausees war auf den niedrigsten Stand seit 1996 gesunken. Flächendeckend stiegen Gasblasen vom Grund auf, vielleicht mit ein Grund, der den Fischen in der momentanen Phase ordentlich den Appetit verdarb, aber auch das ist spekulativ.

Der „frühe Fisch“ gleich am ersten Morgen war sicherlich auch als ein falsches Signal von uns interpretiert worden und verleitete zu falschen Schlüssen die Futtermengen betreffend. Auf jeden Fall eine Lehre für uns, die wir ziehen können und die uns auch an anderen Gewässern hilfreich sein wird.

Fazit:
Das „Rundum“ hat im Großen und Ganzen gepasst!
Das Wetter war fantastisch und lud zum täglichen Bad im See ein – Sonnenbrandgefahr!
Mit der Organisation kann man im Grunde genommen zufrieden sein, wenn man bereit ist, sich auf die ein oder andere Unzulänglichkeit einzulassen – die „erzdeutsche Genauigkeit“ wird man in keinem südlichen Land vorfinden. Sämtliche Transferfahrten waren allerdings bestens und pünktlich organisiert.
Das täglich gelieferte Essen war exotisch und gut, das zur Verfügung gestellte Tackle bestens mit kaum Einschränkungen im Vergleich zu dem, was man von zu Hause gewöhnt ist. Die Schlauchboote sind mit Rhino VX65 Motoren ausgestattet, und absolut vertrauenswürdig, die Farbecholote sind etwas „starr“ montiert, aber zeigen an was sie sollen, und die Zelte geräumig und auch bei höheren Temperaturen angenehm. An der Ausrüstung und an der Versorgung scheitert es somit auf gar keinen Fall.

Die An- und Abreise gestaltet sich dann doch länger und umständlicher als zunächst angenommen, gerade wenn man einen Umsteigeflug hat (zwar nicht gebucht, aber danke an die liebe Lufthansa, die auf dem Servicelevel von Ryanair angekommen zu sein scheint!). Letztendlich sollte man dann für einen eventuellen nächsten Trip eher mehr Zeit einplanen, wenn möglich andere Flugzeiten wählen, und die Aufenthaltszeit im Hotel eher knapp halten – uns ging unterm Strich dadurch viel produktive Angelzeit verloren (in der wir wahrscheinlich aber auch nicht mehr gefangen hätten 🙂 ).  Wir haben grundsätzlich schon vor, wieder zu kommen, dann aber zu einer anderen Jahreszeit, wenn der See im Vollstau ist und somit hoffentlich bessere Bedingungen bietet.

Landschaftlich ist der Bin el Ouidane ein Erlebnis, gerade der Kontrast bei der Fahrt aus der Stadt mit „Vollgas-Verkehr“ bis hin zu einsamen, schnurgerade Straßen ist bemerkenswert.
Ein weiterer Aspekt ist die Herausforderung „mit dem Flugzeug zum Karpfenfischen“ zu fliegen. Man ist dabei gezwungen, jedes Teil des Materials zu hinterfragen („was davon brauche ich wirklich, was lasse ich daheim“?) und stellt schnell fest, wie viel zu viel man sonst immer am Wasser dabei hat…

Darüber hinaus kann man es jedem empfehlen, mal einige Tage etwas spartanischer zu leben, zu verstehen was es heißt, Treibholz zum Feuermachen zu sammeln und Wasser sparen zu müssen, wenn man etwas knapp kalkuliert hat!

Grüße von den Heimkehrern

Hansi, Matthias, Martin


Der „Taktik-Zettel“ – so SOLLTE es funktionieren…

Noch kräftig am Mais kochen, bevor es dunkel wird…


Schlamm, je näher man als Ufer geriet…


Je weiter vom Wasser entfernt, umso trockener war das Land…


Sunset


3 einsame Bivvys im Niemandsland


Good morning!


Red & Blue


Das „stille Örtchen“…

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