Frühjahrsfischen

Schön langsam kribbelt es bei mir wieder so richtig… es wird Zeit, dass es endlich wieder los geht!

Die Vorfreude auf die neue Saison steigt von Tag zu Tag, auch wenn die Temperaturen momentan noch in einem eher bescheidenen Bereich herumdümpeln. Wenn ich zum Fenster hinausschaue, hat es aktuell um die 0° Grad und die Gewässer hier in der Region sind noch immer unter einer knüppeldicken Eisschicht verborgen.
Doch auch die scheinbar „tote“ Zeit wird von fast allen Karpfenanglern genutzt: Das Tackle wird gereinigt und wieder auf Vordermann gebracht, Pläne für die bevorstehende Saison geschmiedet und die Taktik für die ersten Aufenthalte am Wasser wird zurechtgelegt.

Natürlich ist das bei mir nicht anders. Das Frühjahr ist für mich ein ganz besonderer Abschnitt des Jahres, denn die Fischerei zu dieser Zeit gehört mit zu den schönsten, die es gibt. Mit den ersten kräftigeren Sonnenstrahlen erwacht die Natur zu neuem Leben, die Fische werden zusehends aktiver und ziehen wieder merklich umher, gleichzeitig ist es am Wasser noch verhältnismäßig ruhig und als Angler kann man die Eindrücke so richtig auf sich wirken lassen.

Man ist zudem noch in keinster Weise „ausgebrannt“, wie das vielleicht nach der x-ten Session im Herbst der Fall sein mag, sondern ganz im Gegenteil, man ist mit höchster Motivation bei der Sache. Eine hervorragende Basis, um den ein oder anderen Frühjahrskarpfen auf die Matte zu bekommen!

Für das zeitige Frühjahr begebe ich mich überwiegend an Gewässer, die mir bereits vertraut sind, und bei denen ich bereits eine Vorstellung über den vorkommenden Fischbestand habe. Dies ist nämlich gerade wichtig, wenn es um die Wahl der richtigen Futtermenge geht. Gleich die ersten 1-2 Sessions an komplett neuen Ufern zu verbringen, ist für mich weniger sinnvoll.

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Das schöne am Frühling: Neues Leben, wohin man auch schaut       Die Landschaft ist im zeitigen Frühjahr noch recht karg

Ein solches Frühjahrsgewässer sollte sich dadurch auszeichnen, dass es möglichst stehend und flach ist bzw. zumindest eine größere Flachwasserzone aufweist, so dass sich das Wasser schnell erwärmen kann. Ideal ist in meinen Augen zum Beispiel ein Gewässer, das in den Sommermonaten wegen starken Kraut- bzw. Seerosenvorkommens nur sehr schwer befischt werden kann. Hier kann man noch vor Emporwachsen der Pflanzen zum Teil wahre Sternstunden erleben.
Von tieferen Baggerseen sehe ich im Frühjahr ab, diese können ihre Trümpfe viel besser im späten Herbst ausspielen. Ebenso halte ich Flüsse nicht für ideal, da zum Beispiel die Schneeschmelze die Wassererwärmung deutlich hinauszögert.
Wenn es die Zeit zulässt, versuche ich unmittelbar nach dem Schmelzen der Eisschicht regelmäßig einen Spot im flacheren Bereich des Zielgewässers zu befüttern. Für recht erfolgversprechend halte ich zu diesem Zwecke eine Bucht oder Ecke im Nordosten eines Gewässers, sofern vorhanden. Dort herrscht lange Sonneneinstrahlung und wenn idealerweise zusätzlich auch noch ein warmer West- bzw. Südwestwind bläst, ist das schon fast die halbe Miete. Auch Spots, an denen im Vorjahr Krautfelder oder Seerosen wuchsen, sind im Frühling eine hervorragende Anlaufstelle, genauso wie flache Zonen entlang von Schilfgürteln. Bereiche, die in den Sommermonaten als Badeplätze genutzt werden, verdienen ebenfalls besonderer Beachtung und sind durchaus einen Versuch wert. Die Wassertemperatur und der Lichteinfall spielen um diese Jahreszeit eine wesentliche Rolle, deshalb sollte man seine Fischerei möglichst auf die wärmsten Areale des jeweiligen Gewässers konzentrieren, die auch gut von der Sonne erreicht werden.

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Anlaufstelle Nummer 1 während des gesamten Frühjahrs: flache Buchten

Beim Futter verzichte ich zuerst auf größere Mengen und agiere am Anfang, so lange das Wasser sich noch nicht wirklich erwärmt hat, doch recht vorsichtig – auch wenn ich übers Jahr gesehen nicht unbedingt zu der Fraktion Karpfenangler gehöre, die ihre Boilies abzählen, bevor sie verfüttert werden…

Aber gerade im Frühjahr können die Lufttemperaturen sehr täuschen, das Wasser ist meist noch recht kalt. Erst mit steigenden Wassertemperaturen wird dann langsam auch die Futtermenge hochgeschraubt. Partikel sind mit Sicherheit nicht das Falscheste, was man unseren Freunden zu dieser Jahreszeit anbieten kann, ich persönlich verwende meist eine Mischung aus Mais und Hanf, aber da hat wohl jeder seine eigenen Vorlieben. Boilies dürfen natürlich auch nicht fehlen, wobei ich hier an dieser Stelle auf eine Empfehlung á la „bester Boilie fürs Frühjahr“ verzichten werde. Ich nehme die Murmeln, in die ich Vertrauen habe, und bin damit eigentlich immer ganz gut gefahren – bei mir sind das überwiegend selbstgedrehte Fischmehl-Boilies. Eine Pauschalaussage zu der immer wieder gestellten Frage „welche Futtermenge im Frühjahr?“ werdet ihr von mir hier ebenfalls vergeblich erwarten – davon halte ich nämlich nichts. Zu viele Einflussfaktoren spielen hier eine Rolle und über den Fischbestand am jeweiligen Gewässer weiß wohl derjenige am besten Bescheid, der dort fischt…

Habe ich keine Zeit zum Vorfüttern, was bei Berufstätigen ja durchaus nicht selten der Fall ist, heißt das noch lange nicht, den Kopf in den Sand zu stecken. Stattdessen versuche ich zu Beginn einer Session durch schnell lösliche Futterbestandteile die Fische auf meinen Platz aufmerksam zu machen. Dazu verwende ich gerne Pellets, Groundbait und in sparsamer Dosierung einige Partikel und Boilies. Hat man bei der Location nicht total daneben gegriffen, reicht das meist aus, um einen Spot zu aktivieren. Soweit am befischten Platz möglich, lege ich tagsüber beide meiner Fallen im Flachen aus, in den kühlen Frühjahrsnächten ist es aber ratsam, eine davon etwas tiefer zu platzieren.

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Kalte Frühjahrsnacht und Überraschung am nächsten Morgen – es hat
sich eine dünne Eisschicht gebildet

Als Hakenköder ist an einer meiner beiden Ruten ein Selfmade-Boilie gesetzt. Die andere Rute wird entweder mit Partikeln – insbesondere einer Maiskette – beködert, oder aber mit einem Pop Up. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade im Frühjahr mit Pop Ups sehr gute Erfolge erzielt werden können. Dabei schrecke ich nicht vor auffälligen Farben zurück, die ich in den restlichen Monaten des Jahres eigentlich eher selten verwende. Doch gerade jetzt scheint man die Fische durch ihre Neugier überlisten zu können. Mit an den Haken kommt im Frühjahr immer auch ein PVA-Stick, gefüllt mit Pellets, Hanf und zerkleinerten Boilies – ein manueller Eiscrusher leistet hierzu gute Dienste!

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Die Taktik ist aufgegangen –  ein dicker Februar-Spiegler,
gefangen in 1m Wassertiefe

Bezüglich der Montage greife ich auf Bewährtes zurück, allerdings kann man durchaus vor dem Krautwachstum eine Nummer feiner fischen, natürlich immer „mit Hirn“ und nicht auf Kosten der Sicherheit der Fische. Diese sind zwar nach meinen Beobachtungen im Frühling nicht ganz so vorsichtig als zu Zeiten, zu denen sie bereits „voll im Saft“ stehen, dennoch hat das zeitige Frühjahr den Nachteil, dass das Wasser oft noch sehr klar ist. Daher achte ich immer auf die nötige Tarnung der Montage, die Schnur sollte so flach wie möglich am Grund entlang laufen, gleiches gilt für Leadcore bzw. Anti-Tangle-Tube und natürlich das Vorfach. Das heißt für uns Angler Ruten flach stellen und – soweit es die Umstände zulassen – (Flying) Backleads verwenden!

Lässt sich dann (hoffentlich) auch einer unserer Zielfische überlisten, kann man in den Folgestunden eigentlich immer mit weiteren Exemplaren rechnen – so können kurze Sessions durchaus von sehr gutem Erfolg geprägt sein.
Die Fische sind zwar (noch) nicht die kampfstärksten, dafür entschädigt aber die meist noch vorhandene Winterfärbung doppelt.

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Auch kleinere Fische bereiten im Frühjahr große Freude –
die prächtige Winterfärbung ist nicht zu übersehen

In diesem Sinne, haltet durch, es dauert hoffentlich nicht mehr lange bis wir wieder voll durchstarten können.

Martin

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