Holiday – Carping Vol. I

Zur Zeit bin ich ja der einzige (glückliche) CHRler, der sich im Urlaub befindet- das hat sowohl vor und Nachteile, wie ihr in diesem Bericht von meinen zwei Donaunächten feststellen werdet…
Durch eine etwas unglückliche Aufteilung war es mir leider nicht mehr möglich, noch in der letzten August- Woche zusammen mit Martin und Chris ein paar Tage und Nächte an der Donau zu verbringen, und so habe ich am 01. August gleich mal damit angefangen, die Donau in Beschlag zu nehmen, und mein „Angeldefizit“ auszugleichen.

Ich hatte mich im Vorfeld mit Partikelmix, BLB- Readys und unseren fischigen Selbstgerollten ausgestattet, und so war ich guter Dinge, als gegen 14.00 Uhr mit ner ganzen Ladung Ausrüstung im Boot mein Angelplatz in Sichtweite kam. Jetzt gings ans Loten, und die ersten Kilos des mitgebrachten Futters machten sich sowohl an der Strömungskante als auch im strömungsgemässigten Uferbereich auf den Weg gen Grund.
Ich beschloss, erstmal beide Ruten ufernah zu fischen, und so waren nach ca. ner Stunde die Plätze präpariert, und die Fallen ausgelegt.
Ich begann, mich häuslich einzurichten, und quasselte nebenbei mit nem Arbeitskollegen, der mit einer Mischung aus ungläubigem Kopfschütteln und einer Spur Begeisterung für die freie Natur sein lange geplantes Vorhaben endlich wahr machte, mich beim Angeln zu besuchen- Grüße an dieser Stelle an „Woody“, der mich gegen 17.00 Uhr wieder verließ 🙂

Gut, erstmal eine Rute an die Kante bringen, dann gibts Abendessen, und dann sehen wir weiter…
Was ich dabei nicht bedacht hatte: Ich war allein, und somit erstmal beim Rutenauslegen auf mich gestellt. Die Idee, die Rute mit ins Boot zu nehmen, fiel von vornherein aus, da dieses Prozedere als „Fischen vom Boot aus“ gewertet wird, und ich keine Lust auf den Verlust meiner Karte habe…
Freilauf? Toll, dann kannst nach diesen drei Tagen ne neue Schnur aufspulen…
Werfen? Ok- dann mal los…
Martin und Chris hatten die Woche zuvor schon Vorarbeit geleistet, und so machte auch ich Schnur und RutenriMinolta DSCnge vor dem Ersten „Gewaltwurf“ in Richtung Fahrrinne schön nass- und kam trotzdem nicht auf die Weite, der große klobige Schlagschnurknoten (40er MemoryFree mit Allbright an 0.35er Technium) machte mir immer in der Schlussphase des Wurfes einen Strich durch die Rechnung…
Der Super- Gau passierte dann, als sich die Technium mit dem Schlagschnurknoten verwickelte, und ich erstmal ein paar Minuten damit beschäftigt bin, das alles wieder auseinanderzuklamüsern- meine Laune sinkt, und in diesem Moment hör ich hinter mir das übliche „challo, schon was gefangen?“… Ich bemühe mich um Freundlichkeit, und offensichtlich merkt der eigentlich ganz nette Neu- Deutsche, dass ich nicht so gut drauf bin, und zieht seiner Wege…
Ok, dann Auslegen mit dem Boot- hilft ja nicht!
Die Rute ins Pod- meine Karte will ich immer noch nicht verlieren- Schnurfangbügel auf, und ab durch die Mitte. Kann doch nicht so schwer sein!
Fehlanzeige. Das Auslegen war in der Tat kein Problem- aber die Strömung hatte mir die Schnur so weit vertrieben, das sie im Totholz unterhalb des Angelplatzes festhing, und dieser Hänger ließ sich seltsamerweise nichtmal mehr mit dem Boot lösen…
Es klatschte- und zwar keinen Beifall- als ich die Montage abriss…
Jetzt bin ich richtig sauer. Das Rumgeiere mit Boot, Schnur und das jetzt notwendige Neumontieren hat mich mittlerweile über eineinhalb Stunden gekostet, und der Magen knurrt immer noch- ich muss mir was einfallen lassen…

Beim Neumontieren stolpere ich, mehr durch Zufall, über eine damals in Herrieden gekaufte Spule „SoTough“, die mit einer Tragkraft von 35lb und der Aufschrift „mussel bed resistant“ zuerst meine Aufmerksamkeit, und kurze Zeit später mein Vertrauen gewinnt- ich spule ca. 20m davon auf die Rolle, und siehe da, auch ohne „Schmierung“ komme ich gut an die Strömungskante. Die „SoTough“ ist wesentlich weicher als die MemoryFree, lässt sich damit besser knoten, und auch besser werfen. Die Abriebfestigkeit kann ich allerdings noch nicht abschließend beurteilen…
Fakt ist, ich komme mit „Schmierung“ durch nasse Schnur und befeuchtete Rutenringe ohne Gewaltwürfe an die Strömungskante, die sich übrigens in verschiedenen Stufen in ca. 70- 90m Distanz erstreckt. Ein Austauschen des flachen Bleis gegen eines mit Zigarrenform bringt nochmal ein paar Meter, und damit „Ruhe und Sicherheit“ in das, was sonst ein material ermüdender Gewaltwurf gewesen wäre- „Spitze- das Blatt beginnt sich zu wenden!“, um einen sehr gelben Kinohelden zu zitieren ;).
Damit kann ich mich dem Abendessen zuwenden,  und durch das Gerenne den ganzen Tag über fallen mir gegen 22.00 Uhr, nach ein paar „Trötern“ an der rechten, ufernahen Rute, die Augen zu…camp
Geweckt werde ich nicht, und so wache ich gegen kurz nach 9.00 Uhr auf. Elf Stunden gepennt! Einer der Vorteile, wenn man alleine Fischen geht- man kann pennen, solange man will und worauf man seine Prioritäten legt, kann man in jedem Fall selber entscheiden.
Mein erster Blick geht zu den Ruten, die beide noch unversehrt und unbelangt auf dem Pod stehen, und nach dem Neubestücken gehts ans Frühstück, im Gegensatz zur groben Fischerei ist wenigstens das „english style“: Speck, Ei, labbriger Toast, und „Baked Beans“ in Tomatensoße- fehlen noch die Würstchen, aber bisher hab ichs nicht geschafft, beim Fischen schon zum Frühstück zu grillen. Ist aber in Arbeit, versprochen!

Ich sitze unterhalb meines Pod direkt an der Steinpackung der Donau, mit dem Fernglas in der Hand, und schau mich, hör mich um. Was mir zu Bedenken gibt, ist die Stille an diesem Vormittag- vor zwei Wochen war um diese Zeit in den versunkenen Baumkronen einiges mehr los!
Ich hab mir mittlerweile ne schön rote Birne geholt, als ich merke, das ich meine Taktik ändern sollte: Wenn hier ein Stich zu machen ist, dann an der Kante- der ufernahe Bereich zeigt schlichtweg keine Aktivität!
Ich baue die zweite Rute um, und präpariere eine neue Ration Futter- weniger als die Initialfüttern am Tag zuvor, dafür mehr Frolic als „Auflöser“ und ein paar Pellets. Das alles wird ca. 20m oberhalb der Angelstelle der Donau „übergeben“, und ich ziehe mich in den Schatten zurück, um ein bisschen in den mitgebrachten Zeitschriften zu lesen…
Ca. zwei Stunden später- ich überlege gerade, die Ruten einzuholen und zu überprüfen- geht auf der rechten Rute der Punk ab! Vollrun, mit zwei Sätzen bin ich an der Rute, und nehme diese auf, noch bevor ich mit meinen Tevas wirklichen Halt gefunden habe. Der Fisch macht Druck, und ich einen Schritt nach vorn- „ins Boot, ins Boot!!“ ist meiner erster Gedanke, den ich auf Grund eines passierenden Schubverbandes verwerfe…
Ich erhöhe meinerseits den Druck, und kann einige Meter Schnur gutmachen. Draußen, kurz vor der Kante, explodiert das Wasser, er ist an der Oberfläche- ich kann mein Glück nicht fassen, habe ich doch damit gerechnet, das jeden Moment irgendwas nachgibt!Minolta DSC
Er ist jetzt innerhalb, im Totholzbereich, und ich wähne mich schon als Sieger. Er zieht nach rechts, und ich merke zu spät, was er vor hat: er wickelt die Schnur um einen Ast, und als ich gerade im Boot sitze, auf dem Weg, ihm beim „Entwirren zu helfen“, wird die Schnur schlaff, und ich hole lediglich die Schlaufe des 20lb IQ- Vorfachs ein. Nichts ist vorbei, bis es vorbei ist…

Ich rappele mich auf, bringe die Rute so schnell wie möglich wieder an die Kante, und habe mein Fernglas wieder in der Hand, um zu sehen, was um mich rum passiert. Chris und meine Eltern kommen auf nen Sprung vorbei, und ich „entkrampfe“ etwas, als ich erzählen kann, wies mir ergangen ist, und so bin ich um einiges entspannter, als ich gegen halb neun mit dem Abendessen- jetzt gibts die gegrillten Würstchen, als späte Beilage zum Frühstück :)- fertig bin.
Wieder aus heiterem Himmel, ohne jegliche Anzeichen von Aktivität an der Oberfläche, fällt von einer Sekunde auf die andere mein Swinger durch- diesmal an der Linken Rute! Ich hechte zum Pod, und kurble wie ein Irrer, bis ich Kontakt habe. Die Schläge am anderen Ende der Schnur verraten mir Fischkontakt, und im nächsten Moment läuft auch schon Schnur von der Rolle- er hat die Richtung geändert!

Diesmal geh ich kein Risiko ein, und verfrachte Kescher und mich mitsamt der Rute ins Boot. Langsam komme ich über den Fisch, und sehe ihn zum ersten Mal: Spiegler, wies aussieht im Maulwinkel gehakt. Ich mache mich klar zum Keschern, muss aber den Versuch abbrechen: ein Baumstumpf kommt nicht gerade langsam näher, und ich muss jetzt Kurs korrigieren, den Fisch kontrollieren, und gleichzeitig aufpassen, das mir der Kescher nicht abhaut…
Offensichtlich merkt mein Gegenüber, das ich abgelenkt bin, und meine Ethos und die BBLC fangen in Eigenregie die Flucht ab, während ich in der einen Hand die Rute, in der anderen den Motor habe, und wir trotz Rückwärtsgang, Stufe II, immer noch abtreiben…
Nach einigen bangen Sekunden hab ich es zumindest geschafft, das Schlauchboot aus der Gefahrenzone zu bringen, und kann mich wieder dem Fisch zuwenden, der dann nach zwei weiteren nervenaufreibenden Fluchten und einer „Rundfahrt ums Boot“, bei der ich mir fast beide Arme breche, doch noch im Kescher landet…

hias_18er

Ich lege ihn auf den Luftboden, und bringe uns aus der Hauptströmung, so dass wir die ca. 100m, die wir während des Kampfes abgedriftet sind, im strömungsberuhigten Uferbereich stromauf fahren können. Ich gebe ihm am Angelplatz Zeit, um sich vom Transport zu erhohlen, und stehe mit ihm im Kescher ein paar Minuten im Wasser- wir beide erhohlen uns in diesen vielleicht drei Minuten…
Ich überschlage mich fast, als ich die Kamera aus dem Zelt hole, und entschließe mich, nach der Selbstauslöserpremiere, dem Stress für mich und den Fisch ein Ende zu bereiten.

Das mein T-Shirt schweißnass ist, und ich mit meinem rechten Bergstiefel mal wieder Wasser geschöpft habe, merke ich erst nachdem alles verräumt ist. Ich wechsle die Socken, rufe Chris an, und tippe ne Rund- SMS, bevor ich mich nach der üblichen Katzenwäsche ins Bett haue…
Die ufernahe Rute piept noch einige Male, und ich starre wieder mal an die Decke meines Zelts. Schlafen kann ich noch nicht, und ich Runde den Abend mit Musikhören ab…

Piep…PiepPiepPiep…Piiep…
Wieder die linke Rute weckt mich gegen 8.00 Uhr. Ich spüre ein leichtes Schlagen, und setze mich sofort ins Boot- das kann ja heiter werden, noch so ne Aktion wie gestern…
Nach einigem Tamtam befördere ich einen völlig abgekämpften Döbel ins Schlauchboot, mit dem ich es dann gut sein lasse, und langsam meinen Kram ins Boot verfrachte, um gegen 10.00 Uhr die Heimreise anzutreten…

Fazit:
Erstens hab ich mich über diesen Donaukarpfen gefreut wie ein kleines Kind über Schokolade. Er war der einzige Karpfen in diesen 48 Stunden, hat einen atemberaubenden Kampf geliefert, und sich seine Sporen damit verdient- ich habe ihn zwar gewogen, aber Gewicht interessiert in diesem Fall nicht. Er war unter 10kg, für alle, dies nicht lassen können :).
Die Bedingungen vor Ort kann ich nicht 100% einschätzen, hatte aber den Eindruck, das nicht allzuviele Fische da waren- von daher freue ich mich über den gelandeten Karpfen, und habe bereits in Sachen Vorfachmaterial nachgebessert, um das nächste Mal mehr Chancen zu haben, den Fisch zu landen…

Zweitens bleibt festzuhalten, das „Allein- Fischen“ Vor- und Nachteile hat. Ich bin in den Genuss von beidem gekommen, habe ein paar Probleme zu bewältigen gehabt, und hatte sowohl Spaß als auch Frust dabei, diese zu lösen- es gibt keinen Grund für mich, nicht wieder allein loszuziehen, jetzt erst recht, wo ich weiß, auf was ich zu achten habe…
Klar ist auch, das man bei „Einmannaktionen“ niemals seine Sicherheit aus dem Auge verlieren darf, weil keiner mehr da ist, der entsprechend eingreifen kann. Als eine der nächsten Anschaffungen stehen bei uns Schwimmwesten auf dem Programm, denn gerade an Flüssen wie der Donau kanns schnell brenzlig werden…

Minolta DSC Minolta DSC
Angeln in ansprechender Kulisse (links) sowie ein bei Nacht vorbeifahrendes Boot, mit längerer Belichtungsdauer fotografiert! (rechts)

Matthias

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.