Kallmünz 2010

Die Prüfungen sind überstanden, das Wetter hat sich beruhigt, und Kathy hat auch ein paar Tage frei bekommen- was bietet sich da mehr an als ein Kurztrip, ein Urlaub in der Heimat.
Wie auch in den vergangenen Jahren treibt es mich wieder nach Kallmünz, in erster Linie, um abzuschalten, aber natürlich auch, um das durch die Prüfungen entstandene Angeldefizit ein bisschen auszugleichen.

Als wir ankommen, ist der Wasserstand der Naab gut 30cm über normal. Um die Schnur auf die max. 50m Distanz nicht quer über die Futterplätze zu ziehen, baue ich mein Pod erstmal relativ niedrig auf, so dass es knapp über den üppigen Uferbewuchs schaut.
Die 3.5 Pfund- Ruten bestücke ich zuerst mit 112, dann mit 141 und zu guter Letzt mit 168g Bleien und befördere sie ans gegenüberliegende Ufer.
Man kann sich mein Gesicht vorstellen, als ich feststellen musste, dass die 170g „Big Grippas“ auch noch zum Abtreiben neigen- „NOTFALLPLAN“ war angedacht, um im Fachjargon zu bleiben :D:
Die Ruten werden steil gestellt, und ich mache mich mit dem mitgebrachten Boot auf, am gegenüberliegenden Ufer zwei „Wallerclips“ zu befestigen. Diese halten später meine Hauptschnur so fest, dass auch ein Karpfen die Montage „auslösen“ kann- im Prinzip also nichts anderes als „Abspannen“ auf Waller.
Trotzdem gibt’s ein paar Dinge zu beachten, komme gleich noch darauf.

Die Montage auf der Hauptschnur ist schnell erklärt, ans Ende der ca. 15m langen Schlagschnur knüpfe ich ca. 70- 80cm lange Leadcore- Leader, die mit einem Bleiclip bestückt sind. Als Vorfächer verwende ich ca. 20cm lange IQ- Rigs, die mit „Choddy“- Haken der Größen 6 und 8 bestückt sind, und in die ich ein weiches Haar eingebunden habe- Schrumpfschlauch braucht diese Montage keinen.

Gefüttert wird wie immer mit meiner liebevoll angemachten „halbfesten Pampe“, wie sie vor kurzem von einem Mitangler bezeichnet worden ist. Diese besteht im Prinzip aus folgenden Zutaten:
– 2 Dosen Thunfisch „im eigenen Saft“
– ca. 200- 300 ml „Maggi“ (aus der 1kg- Vorratsflasche für 5 Euro ;))
– eine Prise Salz
– ordentlich gekochter Hanf samt „Saft“ (bequem, aber nicht gerade günstig sind die fertig zubereiteten „Büchsen“ von BaitTech und Dynamite Baits)
– ca. 1kg Mais
– ca. 1kg Frolic
– ca. 1kg „Boiliemischung“, und zwar aus den Boilies die man fischen will- auch dazu später noch mehr ;).
Angedickt wird das Ganze mit einem guten Fischmehl- Groundbait, den man solange zugibt, bis sich eine schlotzige Masse gebildet hat. Das sorgt beim Absinken für ne schöne Wolke…
Wer will, kann da natürlich auch noch Pellets, und was man sonst so alles gern im Futter hat hinzufügen- ich bin mit den Resultaten dieses so zubereiteten Anfüttermixes bisher auch ohne Zauberzutaten sehr, sehr zufrieden.
Das ganze ist wirklich ne „Geruchsexplosion“ mit dem Thunfisch, dem Maggi, dem Frolic, da rührt echt was unter Wasser…

Ich muss auch nicht lange warten, genauer gesagt „nur“ 5 Stunden bis kurz nach dem Abendessen, als ich am Montag Abend schon den ersten Fisch landen darf. Dabei handelt es sich zwar um ein zweifelsfrei frisch besetztes Exemplar, aber hei- ich hatte Karpfen innerhalb von 5 Stunden an meinen Futterplatz in einem Fluss, der durchaus als launisch bezeichnet werden kann, man muss auch irgendwann mal zufrieden sein :).

Was dann erstmal kam, war alles andere als zufriedenstellend: Ich bekam Probleme mit der Bissausbeute, weil ich kurz hintereinander die theoretische Nr. 2 und Nr. 3 verlor.
Nr 2 ging in einen Wurzelstock gegenüber- als ich mit dem Boot im Dunkeln nachgeeiert kam, konnte ich nur noch den leeren Haken bergen, und das obwohl ich nicht den Eindruck hatte, dass der Fisch so groß gewesen sei, dass der Haken für ihn ein Kinderspiel gewesen sein könnte…
Das IQ- Vorfach mit dem Choddy- Haken beließ ich nach einem Schärfetest erstmal an der Montage, jeder hat zwei, wenn nicht sogar drei Chancen verdient, und an Hand der Flucht in ein Hindernis einen Haken zu beurteilen ist schlichtweg der falsche Weg…

Als ich aber Nr. 3 dann unmittelbar nach Anbruch des Dienstag nach einem Run mit Beinahe- Herzinfarkt wieder verlor, und zwar unbedrängt unmittelbar vor dem Keschern, war das Naabtal erstmal von meinen Flüchen erfüllt- der Karpfen hatte wohlgemerkt keine 10 Pfund, aber mir gings ums Prinzip, fühlte ich mich doch an den rigfanatischen Eiern gepackt…

Als die Echos meiner Flüche verhallt waren, durchdachte ich nochmal meinen Aufbau.
Die Vorfächer mussten getauscht werden, soviel war im ersten Schritt klar- also zurück auf meine aktuelle Standartmontage: 20cm- Hybrids, die mit den gecrimpten Schlaufen“knoten“, in Verbindung mit Longshanks der Größen 6 und 8, die sich durch das ca. 3cm freigelegte Geflecht hinterm Haken super eindrehen- könnten sollten müssten dürften……..
Also wieder mit dem Boot durch die Nacht gestreift, wieder zu spät das Bremsen angefangen bzw. das Gasgeben aufgehört, wieder in den Baum gefahren, indem der Clip „versteckt“ war, und wieder sich selbst gescholten, weil man bei solchen Aktionen gerne Bekanntschaft mit allerlei Getier machen kann, mit dem man sonst lieber keine Bekanntschaft macht….

Wie auch immer- Biss Nr. 4 hatte ich dann wieder im Kescher. Ein länglicher Schuppi, der mich in der Morgendämmerung aus meinem Grummelnden Grübeln holte. Seine geschätzten 7 Pfund haben mich so gefreut, dass ich ernsthaft überlegt habe, Kathy aus dem Bett zu holen. Als ichs mir dann genauer überlegt habe, war mir klar, dass ich ihr das, trotz allem Verständnis, dass sie aufbringt, nicht klarmachen könnte.
Im Hinblick auf den „Zeltsegen“ beliess ich es bei einem kurzen, freudigen Anstarren, und dabei wäre mir fast entgangen, dass die Landung dieses Fisches ebenso in die Hose hätte gehen können:
Er hing mehr außen als innen im Maulwinkel, und wäre wohl auch ausgeschlitzt, wenn der Longshank nicht mehrere Durchstiche verschiedener Hautsegmente geschafft hätte- ganz ehrlich, sauber und 100% fischfreundlich sah das nicht aus, was mein Standart- Rig da produziert hatte…

Ich fiel wieder ins Grübeln, und hatte eine weitere Idee:
Wer weiß, wie lange ein 7- Pfund- Karpfen am Clip zerren musste, bis dieser die Schnur freigab, und ich überhaupt was von dem Biss mitbekam?
Und damit wären wir schon beim Nachteil der „KKM“: Sie verschlechtert die Bissanzeige- und zwar erheblich, egal, wie mans dreht und wendet. Kleinere Fische, die ja auch gern mal nen Boilie nehmen, und nicht karpfentypisch „flüchten“, wenn sie nen Haken spüren, werden nur durch einzelne Pieper angezeigt, und können sich dann meist irgendwie vom Haken befreien. Natürlich machen sie das nicht, ohne beim Befreien unseren Boilie vom Haar zu kauen, und wir sitzen stundenlang hinter unserer vermeintlich „todsicheren“, abtrieb- und krautfreien Montage, und wundern uns…
Da der Kanu- Verkehr aber eher zu- als abnahm, hatte ich keine andere Wahl als mit der KKM weiterzumachen, sofern ich mich nicht mit Kindergruppen herumärgern wollte, deren Betreuer eher durch ihren Schimpfwortschatz, aber nicht durch ihre pädagogische Kompetenz auf sich aufmerksam machen.
Der nächste Schritt war eine genaue „Einarbeitung“ in die SCOTTY- Clips, die ich verwende, und ich stellte fest, dass diese Clips auch im vorderen Bereich noch ordentlich Spannkraft aufbringen. Es kostete mich ab da jedes Mal einige Mühe, die Hauptschnur halt grad noch so einzuclipsen, dass ich sie ein bisschen spannen konnte, aber der Fisch nicht mehr so viel Widerstand spüren würde…

Der nächste Biss war ein Aitel.
Ich hab mich noch nie so über ein Aitel gefreut, wie über dieses kleine Kerlchen mit unter 50 cm!
Er beweist mir Dienstag Vormittag, dass ich auf dem Weg bin- er braucht zwar zwei Versuche, den Clip loszuwerden, aber er schaffts, und das vorhergehende Zerren wird mir durch fast maximale Sensibilität meiner Delkims auch ordentlich hör- und sehbar gemacht.

Ich fange an diesem Dienstag Vormittag noch mal zwei, und Dienstag Nacht noch einen Fisch, der mit 15 Pfund der größte des Trips bleiben soll, weil er auch gleichzeitig den letzten Biss des Kurzurlaubs darstellt: Ab Mittwoch morgen ist die Naab wie ausgestorben, außer ein, zwei zaghaften Bissen auf die Feederrute, die ich vollends verschlafe kann ich nichts mehr verbuchen.

Die Quintessenz dieser drei Tage an der Naab freut mich trotz der „geringen“ Durchschnittsgrößen:
Ein Biss ist ein Biss- völlig egal, was er am Ende mit sich bringt, es bedeutet „Action“ und macht Spaß, vom Stuhl aufzuspringen, Leute halb umzurennen, um zum Pod hechten zu können.
Große Fische sind schön.
Kleine aber auch- wenn sie unter Bedingungen gefangen worden sind, die man selber durch Überlegen geschaffen hat 😉

Matthias (CarpX)
P.S.: Fotos hab ich der Kathy, mir und den Fischen erspart, da sie mit einer nicht mehr vertretbaren Hälterdauer verbunden gewesen wären- abgesehen davon weiss jeder von euch, wie ein Karpfen mit 4, 5 Pfund ausschaut…

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