Perlen von „blank banks“

Matthias hat die Schwierigkeiten und offenen Fragen in seinem letzten Artikeln in Form des „Gallischen Dorfes“ ja schon sehr bildlich dargestellt – daher möchte ich darauf an dieser Stelle auch gar nicht näher eingehen.

Der Schauplatz ist, auch wenn man es anhand der „vielen“ Fischbilder gar nicht vermuten mag, jedenfalls derselbe…

Und jetzt, einfach mitfiebern 😉

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Ein kurzer Run reißt mich aus dem Schlaf – dann ist Ruhe. Ich eile zum Pod, der Swinger der linken Rute klebt am Pod, die Spitze ist leicht zur Seite geneigt – ich nehme die Rute auf, und spüre erst einmal – nichts! Nichts, außer einem Hänger. Der Fisch hat sich also im wieder aufblühenden Kraut festgesetzt, also nichts wie rein ins Boot und hinaus ins Vergnügen. Als ich nahe am „Tatort“  bin, spüre ich, dass der Übeltäter sich zum Glück noch immer am anderen Ende der „Leitung“ befindet, was meine Miene natürlich deutlich erhellt – einen Verlust kann und darf man sich an diesem Gewässer einfach nicht leisten. Tatsächlich löst sich der Fisch dann auch relativ schnell aus dem Grünzeug und ich drille den kampfstarken Spiegler im Freiwasser aus – mindestens 15 Minuten dauert das Tauziehen, das ich dann endlich für mich entscheiden kann. Ein Stein fällt mir vom Herzen, als sich die Maschen des Keschers um den Fisch schließen, auch wenn ich weiß, dass er nicht zu den ganz Dicken hier gehört. Die Schönheit des Schuppenkleides entschädigt dafür umso mehr, wie mir ein erster Blick ins Netz verrät! Letztlich bringt er dann immerhin noch 22,5 Pfund auf die Waage, vor dem Laichen wäre er womöglich noch um das ein oder Pfund schwerer gewesen, aber ganz egal.

 

 

 
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Nur wenige Stunden später befinde ich mich in einer fast identischen Situation und kann mein Glück kaum fassen. Ein noch um einiges kampfstärkerer Fisch beschäftigt mich eine halbe Ewigkeit, der Blick auf die Uhr sollte im Nachhinein verraten, dass es fast eine halbe Stunde war…

Jedesmal, als der Fisch in Keschernähe kommt, mobilisiert er nochmals alle Kräfte und schießt immer und immer wieder hinunter auf fast 6 m Tiefe. Nervenzerreißend! Im glasklaren Wasser durchaus ein äußerst spektakuläres Schauspiel, keine Frage, vor allem wenn man mich daran zurück erinnere, dass sich der Kamerad richtig senkrecht mit Maul nach oben regelrecht „hochziehen“ ließ, entstand ein nicht zu leugnendes äußerst mulmiges Gefühl, ob das denn alles gut ginge.
Letztlich kann ich das Gott sei Dank bejahen, dennoch wäre es mir bei weitem lieber gewesen, der Fisch hätte sich nicht so gewehrt, um mit mir nicht auf ein Foto zu müssen 😉
Auch wenn man es ihm auf dem Bild nicht unbedingt auf den ersten Blick ansieht, der Spiegler hatte immerhin ganz ordentliche 22 Pfund, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Das war in diesem Augenblick Nebensache! Ein zweiter Fisch war so und so schon die Kür!
Der Tag, der so erfolgreich begann, ist inzwischen schon bis zur Mittagszeit fortgeschritten und der Stern brennt nach den verregneten Wochen ungewohnt vom Himmel. Plötzlich fängt einer meiner Bissis zu singen an, der Freilauf läuft, ich fühle mich wie im siebten Himmel und rufe zu Matthias hinüber, dass ich seine Hilfe bräuchte – der, man kann es ihm nicht mal verübeln, denkt natürlich zuerst an einen Scherz, doch als er mich mit krummer Rute im seichten Wasser stehen sieht, eilt er herbei und wir paddeln dem Gegner mit dem Boot entgegen. Der Fisch bringt keine wirklich schnellen Fluchten zu Stande und zu zweit ist der Drill recht nervenschonend zum Glück auch sehr beendet. Ein fettes Spiegelschweinchen von 32 Pfund landete im Kescher!
Nach etlichen Stunden ohne Biss konnte ich dann sogar noch Fisch Nummer 4, einen langgestreckten 21,5-Pfünder auf die Matte legen.

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Am nächsten Morgen hatten sich die Fische dann an Matthias‘ befüttertem Spot breit gemacht und eingenistet. In dichtem Morgennebel kurz nach Sonnenaufgang konnte er den ersten Biss verzeichnen und nur ein morgendlicher Wateinsatz durch einen Schilfgürtel ins hüfttiefe Wasser beendete den Drill rasch zu seinen Gunsten – für die „Abfrischung“ wurde er mit einer weiteren makellosen Perle des Gewässers mehr als gebührend belohnt. 26 Pfund zeigte uns die Waage an und angesichts der „Wampe“ dürfte er zu den Fischen gehören, die noch nicht abgelaicht hatte, es sei denn er hat sich mit Boilies regelrecht überfressen – dem Fänger wird es jedenfalls gleichgültig gewesen sein. Das Nebelbild entstand übrigens nur wenige Minuten, nachdem wir den Fisch abgelichtet hatten und ließ noch nicht vermuten, dass kaum eine Stunde später die Sonne auf ein Neues unsere Bivvys in Kürze „unbewohnbar“ aufheizen würde…

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Wer nun denkt, damit wars das, falsch gedacht! Matthias konnte noch einen weiteren guten Fisch auf seiner Habenseite verbuchen, und wie hätte es auch anders sein können, natürlich ein Spiegler. Ein Milchner und mit 23 Pfund wieder einer der leichteren Sorte, dafür äußerst langgestreckt und wiederum ohne jeglichen Makel.

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Auch wenn die Runs nicht wirklich gleichmäßig auf alle Teilnehmer verteilt waren, hatten wir bei Kaiserwetter dennoch eine hervorragende Stimmung und machten in der „fischfreien“ Zeit erste ausführlichere Experimente mit der neuen Unterwasser-Kamera. Mehr dazu werden wir euch natürlich in Kürze präsentieren. Und von Chris bekommen wir ja in Kürze hoffentlich bald das langersehnte Bild mit ihm und einer ordentlichen „Riesenkaulquappe“ – er hat jedenfalls versprochen, sich ran zu halten und hat auch schon die Köder für den nächsten Versuch im Kopf 😉 Lang kanns nicht mehr dauern, dann schepperts!

Warum es auf einmal so gut lief, wer weiß das schon so genau? Mit Sicherheit spielte uns in die Karten, dass die Fische – zumindest ein Großteil von ihnen – erst kürzlich mit dem Laichgeschäft fertig wurden, zum anderen scheint sich das Gewässer insgesamt zu verändern, wie sonst wären die immer häufiger werdenden Beifänge kleinerer Waller zu erklären. Und last but not least schafft das glasklare Wasser einfach immenses Vertrauen, wenn man den Köder auf Sicht ablegen und zeitgleich kontrollieren kann, wieviel vom eingebrachten Futter noch übrig ist…

Nach dieser überaus erfolgreichen Session sind wir jetzt jedenfalls mehr denn je gespannt, welche Perlen in der nächsten Zeit noch aus den Tiefen von „Blank Banks“ in unsere Keschernetze gespült werden…

Martin (MEcarphunter)

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