Blaibach, Regen

river1 Als im April 2005 die Entscheidung fiel, den alle zwei Jahre stattfindenden Campingurlaub unserer Clique in Blaibach, in der Nähe von Bad Kötzting stattfinden zu lassen, war mir klar, das einiges an Arbeit vor mir liegen würde, wenn ich an einem neuen, unbekannten Gewässer ein paar Erfolge erzielen will.Minolta DSC
Die erste Besichtigung des Campingplatzes, bei der ich natürlich auch ganz oberflächlich die Angelbedingungen ins Auge fasste, nahm mir scheinbar Arbeit ab: Direkt an einem Badeeinstieg konnte ich ein Kehrwasser ausmachen, das durch die Abzweigung eines Seitenarms, der zu einem Sägewerk führt, entsteht, und so wurden diese beiden Stellplätze für den im August stattfindenden Campingurlaub reserviert, so das ich als einziger Angler in der Gruppe nicht zwischen Angelplatz und Camp hin- und herpendeln musste, sondern auch während dem Fischen noch mitbekam, was bei meinen Kumpels im Camp los war.

Kommen wir zum Wesentlichen, der Angelei- ich habe sehr früh nach Infos im Internet gesucht, über die Gewässerstrecke, die Fischarten und Erfahrungen, die andere Angler bereits dort gemacht haben. Die Seite www.fischerstueberl.de war eine meiner ersten Anlaufstellen, und im Anglerforum Bayern gab es dann noch weitere Infos, die mir nicht gerade Mut machten: Nachtangel- und Anfütterverbot sind zwei Dinge, die einem den Urlaub und die Freude darauf gründlich vermiesen können. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich den Gegebenheiten anzupassen, und so sah ich mich vor meinem geistigen Auge schon um 0.00 Uhr die Ruten einholen und mich dem Alkohol zuwenden…
Hier gab es dann allerdings die erste- und wohl auch einzige- positive Überraschung, als ich die Angelkarte in den Händen hielt: Erstens war darin keine Rede von einem Anfütterverbot, und zweitens war auch nur das Fischen auf Aal bis 0.00 Uhr beschränkt, von Sonnenauf und – untergang sowie einem Nachtangelverbot war keine Rede- und so ließ ich meine Ruten auch über Nacht im Wasser, immer in der Hoffnung, vom Funkempfänger geweckt zu werden.
Im Übrigen sind die Bestimmungen in der Angelkarte der von mir befischten Strecke ihrer Zeit weit voraus, wird doch dem Angler zugestanden, Fische, die nicht verwertet werden können, wieder zurückzusetzen, so dass man nicht pauschal jeden massigen Fisch abschlagen muss.

river

Natürlich stand „Location“ unmittelbar nach unserer Ankunft am Freitag bei mir auf dem drucklosen Terminkalender, und als ich dann zwischen zwei Regengüssen das Schlauchboot vorbereitete, wurde ich doch ziemlich neugierig, als ich das Echolot anschloss.
Ich nahm noch am Freitag eine relative genaue „Untersuchung“ der Strecke beim Campingplatz vor, was mir der mitgebrachte E-Motor und das Echolot ermöglicht haben- ohne diese beiden Utensilien wäre es ein Fischen im „Trüben“ geworden.
Gegen Abend stand dann fest, das meine „Groblocation“ bei der Besichtigung des Platzes durchaus richtig gewesen war: Direkt vor meinen Füßen in ca. 2 m Distanz zum Ufer fiel eine Kante ziemlich steil auf gute 2.5 m ab, um dann in ca. 30m Distanz wieder auf eine mittlere Wassertiefe von 80 cm anzusteigen. In genau diesem Bereich war die Strömung auch sehr gemäßigt, so das ich sicher sein konnte, das das mitgebrachte Futter zum größten Teil auch liegen blieb.

 luftbild_blaibach

Ich präparierte zwei Plätze, einen in unmittelbarer Ufernähe direkt an der Kante, und den zweiten draußen an der Hauptströmung (siehe Luftbild aus dem Bayernviewer), und fütterte zwei Tage lang sehr intensiv mit einer Mischung aus Mais, Hanf, Boilies und Paniermehl, und am dritten Tag fast nur noch mit Boilies und ein paar Partikeln, in stark reduzierter Menge, um die Fische, die sich ja eingestellt haben sollten, nicht einen Tag vor dem Angeln mit Futter zu „überlasten“.
In der Nacht von Sonntag auf Montag, und zwar genau um 0.01 Uhr, machte sich die erste Montage mit einem PVA- Stick, wie ihn einige aus den Korda- Videos kennen werden, per Pendelwurf auf den Weg zum ufernahen Spot, während die zweite Rute, nach ein paar Fehleinschätzungen und der unsanften Landung auf einer Landzunge, ein paar Minuten darauf folgte.
Ich hoffte natürlich, noch in der ersten Nacht durch erste Aktionen geweckt zu werden, aber als ich morgens gegen acht Uhr meine Augen in meinem Zelt (mit Boden!! :)) aufschlug, sagte mir der Funkreceiver, das über Nacht nichts auch nur den Ansatz eines Alarms ausgelöst hatte…

 me_roamerBis nach dem Frühstück ließ ich beide Ruten, wo sie waren, nd machte mich dann daran, nach dem Zusammenfangen von ein paar Köfis, eine Hechtrute mit verankerter Pose auszulegen, und nebenbei mit dem Feeder zu „checken“, was denn alles vorhanden war- dabei haben sich dann einige Brachsen an meinen Maden vergriffen, was mich zu dem Entschluss trieb, einige steinharte Selfmades mit Partikeln nachzufüttern. Die Brachsen, so meine Theorie, sollten die Partikel wegputzen, und dadurch Karpfen auf meinen Futterplatz aufmerksam machen, die dann noch die fischigen Boilies aus unserer Eigenproduktion vorfinden würden. Ich selbst fischte mit einer Leadcore- Montage mit Safety- Clip und bot einen Kombi- Köder aus Selfmade und Halibut- Pellet am Baitgum an, das ich zusätzlich noch mit einem kleinen PVA- Stick versah. Der Köder sollte durch den „mitgelieferten“ Grundfutterteppich noch attraktiver werden.

Gegen 23.00 Uhr am Dienstag Abend überprüfte ich dann nochmal meine „Fallen“, und begab mich mit gemischten Gefühlen zu den Anderen ans Lagerfeuer- der zweitägige Karpfen- Blank machte mir nicht viel Hoffnungen, und man macht sich da ja einige Gedanken, noch dazu, wenn der Angelplatz sich als so „vielversprechend“ präsentiert hatte.

Am Mittwochmorgen wurde ich geweckt- durch vehementes „Quengeln“ meines Bissanzeigers!
Mein erster Gedanke: Martin ist da, und weckt mich auf seine ganz eigene Art und Weise 🙂 Dem war aber nicht so- ich öffnete den Hintereingang meines Zeltes, in der Erwartung, gleich einen grinsenden MEcarphunter vor mir zu haben- Fehlanzeige, mutterseelenallein stand meine Rutenablage da und wartete auf mich.
Das heftige Ruckeln in meiner ufernahen Rute ließ mich schnell werden, und so machte ich mich ohne Schuhe, Socken und „zivilisationstaugliche“ Bekleidung auf zum Rod Pod, wo ich nach kurzem Drill und der tatkräftigen Hilfe von Tom beim Keschern einen ca. 4 pfündigen Spiegler aus dem Wasser zog.
Ich denke, man kann sich vorstellen, wie ich mich gefreut hab: Endlich ein Karpfen! Der erste Teil der „Mission“ war erfüllt- Quod erat demonstrandum: Auch wenns kein Großer war, er zeigte mir zumindest, das ich nicht komplett falsch lag, es waren Karpfen in diesem Teil des Regens vorhanden. Schnell fütterte ich noch ein paar Boilies und Partikel nach, und legte meine Rute nach dem Neubeködern mit einem „Selbstgedrehtem“ wieder aus. Die aufsteigenden Blasenteppiche machten mir durchaus Hoffnung, einen Schwarm Karpfen am Platz zu haben, und noch einen fangen zu können. Leider hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt, dennoch war ich zu Martins Ankunft frühmorgens guter Dinge- vielleicht hatten die Karpfen ja endlich uns und unser Futter gefunden…
Um es nicht mehr unnötig spannend zu machen, und zu einem Abschluss zu kommen: Dieser am Mittwoch morgen gefangene Karpfen sollte der einzige der Session bleiben, es war uns nicht mehr vergönnt, andere Fische als Brachsen zu fangen. Unsere Bemühungen auf Raubfisch (Hecht, Aal, Zander, Waller) mit eher bescheidenen Köderfisch, den wir auf Grund (über Nacht) und kurz unter dem Wasserspiegel (Tagsüber) anboten, schlugen fehl.
Ein Ausflug auf die Halbinsel, um direkt in der Hauptströmung des Regen fischen zu können, brachte anstatt der erhofften Barben, nur ein paar halbstarke Rotaugen zu Tage, von denen ich bis dato immer geglaubt habe, das sie sich von derartiger Strömung fernhalten. Wir experimentieren mit Ködern, Methoden und teilweise ziemlich bescheuerten Ideen- langweilig wurde uns also nicht, aber irgendwie zählt doch auch, was unterm Strich rauskommt: Nicht das Fischgewicht in Pfund ist entscheidend, aber dafür das subjektive Gefühl, etwas „verstanden“ zu haben, und wenn ich das richtig sehe, haben wir NIX kapiert :).

Ein Fazit zu ziehen, fällt mir nicht  leicht: Die Bedingungen des Höcherl- Wassers rechtfertigen durchaus weitere Trips mit anglerischem Hintergrund in diese landschaftlich reizvolle Gegend. Doch wie sieht es mit den Beständen aus? Nur um das klarzustellen, ich MUSS nicht auf Karpfen angeln, aber Feedern ist auch nicht dauernd was für mich. Der gefangene Vierpfünder war für mich ein Fisch aus dem Besatz der letzten 12 Monate, beantwortet damit für mich die Frage, das sich Karpfen in dieser Strecke des Regens befinden, wirft aber eine neue auf: Wie wachsen die Fische ab, bei Wassertemperaturen von ca. 17° im August und der durch die Strömung einhergehenden Notwendigkeit, immer Bewegung zu bleiben?
Die Brachsen, die wir gefangen haben, waren übrigens im Schnitt um die 30 cm groß, haben gekämpft wie Löwen und gefressen wie Karpfen: Die Black Label „Fruity Thrill“- Boilies waren Top- Köder für die schleimigen Zeitgenossen- die nächste Frage wäre gewesen, wie man denn mit den Kollegen fertig wird…
Grundsätzlich „Nein“ zu Blaibach und der damit verbundenen Regenstrecke zu sagen, wäre ziemlich naiv- ich denke, das die Fischerei dort draußen auf Grund der Artenvielfalt (Forellen, Karpfen, Waller, Zander, Hecht, Aal, Barben, Brachsen, Rotaugen usw.) durchaus ihren Reiz hat. Nur ist eine Woche, bei der man „an Ort und Stelle“ angebunden ist, fast zu kurz, um wirkliche Aussagen über das Gewässer treffen zu können. Anstatt einer Bewertung vergleiche ich einfach mal mit der Naab bei Kallmünz, die ich mehrere Jahre als Gastangler ohne Echolot und damit „auf gut Glück“ beangelt habe: Hier waren Karpfen allgegenwärtig, gut abgewachsen, und auch der ein oder andere Waller hat den Weg in den Kescher der raubfischenden Kollegen gefunden.
Ich wage zu behaupten, das eine Woche angeln an der Naab, mit identischem Aufwand bezüglich Location und Futter um einiges erfolgreicher gewesen wäre…

Ganz unabhängig von der Fischerei ist der Zeltplatz zu bewerten, der vom Aquahema- Kanuverleih betrieben wird: Bereits bei unserer Erstbesichtigung im Jahr 2005 hat die Örtlichkeit bei uns einen positiven Eindruck hinterlassen. Unsere zu Pfingsten vorgenommene Reservierung wurde genauso erfüllt wie unser „enormer“ Bedarf an Holz, welches Martin Stelzl, Betreiber des Platzes und Kontaktperson in Sachen Camping und Kanutouren, extra für uns geordert hat.
Die Anlage selbst ist in einem Top- Zustand: Gepflegter Rasen, saubere Sanitäre Anlagen und die Möglichkeit, das Auto direkt am Camp zu parken sind perfekte Grundlage für den gelungenen Aufenthalt. Das das Wetter nicht mitspielt, kann die Mannschaft von „Aquahema“ natürlich auch nicht beeinflussen, versorgt aber dafür mit aktuellen Wetterdaten aus dem Internet.
Einziger „Wehmutstropfen“ sind die langen Sperrzeiten während der Reinigung der Dusch- und Toilettenanlagen um die Mittagszeit- da kanns für den ein- oder anderen doch sehr schnell Probleme geben 🙂
Trotzdem: Super Campingplatz mit netter Verwaltung, die sich auch wirklich um die Gäste kümmert, Note 1!

Matthias

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.