3 Nächte an der Donau

Tag1:
*Ironie an* Es fing schon mal alles ganz gut an. *Ironie aus*
Chris erschien überraschend nicht zur vereinbarten Zeit um 7:45 Uhr am Treffpunkt  und ließ mich warten und warten – auch sämtliche Anrufe bei ihm blieben unbeantwortet. So verbrachte ich die erste halbe Stunde damit, die Futtermischung für die erste Fütterung zu mixen und mein mit der MS Carp vollbepacktes Auto zu fotografieren…
bmw
Da Chris für die Motorisierung der MS Carp verantwortlich war, mit der der Tackle-Transport zu unserem Spot erfolgen sollte, war ich praktisch zum Nichtstun verdammt.
Irgendwann war es mir dann doch zum dumm, mit Sack und Pack fuhr ich also zu Chris nach Hause und läutete an der Haustür – seine Mutter konnte einen restalkoholisierten Chris wecken – und ihn dann kurze Zeit später ans Wasser fahren 😉 Es waren am Vorabend wohl doch ein paar Cocktails zu viel in der Stadt gewesen…

Mit einiger Verspätung konnte es dann also endlich losgehen und wir transportierten das Tackle per Boot-Konvoi zum Spot. Die MS Carp als Zugpferd und Chris‘ Schlauchboot im Schlepptau. Unsere beiden Schlauchboote konnten das Tackle jedoch nicht fassen, so dass Chris ein zweites Mal fahren musste – sozusagen als Strafe für seine Verspätung 😉 Währenddessen legte ich bereits meine Ruten aus.

Es dauerte keine 20 Minuten, Chris war gerade wieder zurück, da meldete mein linker Delkim bereits den ersten Biss. Kaum zu fassen! Allerdings schlitzte der Fisch beim Versuch, ihn von einem Unterwasser-Hinternis fernzuhalten, aus – nichtsdestotrotz ein vielversprechender Anfang! Wir bauten nun gemütlich unser Zuhause für die kommenden 3 Nächte auf und konnten uns am frühen Nachmittag endlich in unseren Stühlen zurücklehnen.

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Kurz vor 17 Uhr dann der zweite Biss – diesmal an einer von Chris‘ Ruten, die direkt an der Kante platziert war.
Nach kurzem Drill war der 21 Pfund schwere Spiegelkarpfen sicher im Kescher und die Rute wieder an den erfolgbringenden Spot befördert.
Der Rest des Abends blieb dann ruhig, und so endete der erste Tag mit gemeinsamem Grillen und dem Besuch von Matthias, der ja leider arbeiten musste, und so nicht mit von der Partie sein konnte.

Tag 2:
Wir wollten gerade unser „Speck-mit-Ei“-Frühstück beginnen, da ertönt wie aus dem Nichts ein nichtendendes „PIIIIIEP“.
ME_26er-schuppiSchnell nehme ich Fühlung auf und wir springen mitsamt der Rute ins Boot, weil sich der Fisch bereits in einem versunkenen Ast festgesetzt hat – mit Hilfe des Bootes gelingt es uns jedoch, ihn zu lösen und ins Freiwasser zu führen.
Nach hartem Drill ist auch dieser Kampf gewonnen und ein 26 Pfund 100g schwerer Donau-Schuppi liegt auf unserer Matte.

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Fast im Halbstunden-Takt vergreifen sich nun Brachsen, kapitale Aitel (Döbel) und Nerflinge an allen unseren Ködern und machen uns das Leben nicht unbedingt leichter. Mit gemütlichem „im-Schatten-Sitzen“ bei 30 Grad war es also nichts…

Völlig überraschend läuft aber gegen 17:15 meine rechte Rute ab – diesmal muss wohl wieder ein Karpfen über den Boilie „gestolpert“ sein.
In der Tat: Mit dem Boot können wir den Übeltäter – einen 13 Pfund Spiegler sicher in der Hauptströmung verhaften. Ganz schön kräftig, der Bursche!
Am Abend stößt dann Chris‘ Namensvetter Christian H., ein Wallerfanatiker, zu uns, und baut sein Lager ca. 100m stromab von uns auf.

Danach war es wieder einige Zeit ruhig und wir konnten etliche Fotos einer seltsamen Spinne, die uns die gesamte Session über begleitete, sowie von unserem Tackle machen.

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Kurz nach dem gemeinsamen Abendessen wieder ein Biss bei Chris, der jedoch nur mehr eine um den Haken gewickelte Wurzel einkurbeln kann.

Tag 3:
Wallerspezi Christian bekommt doch tatsächlich nach ein paar Stunden am Wasser gegen 1:30 Uhr einen kräftigen Biss auf ein 30cm Rotauge, kann den Fisch jedoch nicht halten und verliert ihn schließlich. Man muss dazusagen, der Mann versteht was von seinem Handwerk, was regelmäßige Fänge bis zu 1,90m in Deutschland und 2,33m am Po beweisen. Er schätzte den Fisch auf mindestens 1,50m…
Nach dem Wallerbiss dann ein Erlebnis der 3. Art für uns – ein durstiger Fuchs wählte ausgerechnet den Platz zwischen unseren Rod Pods aus, um zu trinken. Da war uns dann ehrlich gesagt schon ein wenig mulmig zumute, und wir schliefen nur mehr halb so gut…

ME-18erAn unserem Spot steigen die Aktivitäten in der zweiten Nachthälfte zusehends.
Gegen halb 4 werde ich von einem 18 Pfund schweren Spiegelkarpfen geweckt.
Kurz vor 6 klingelte dann bereits der Wecker – zum Neubeködern der Ruten! Dies zeigte auch sofort Wirkung, denn keine 5 Minuten später wurde dies mit einem Vollrun quittiert. Ein auf etwa 20 Pfund geschätzter Spiegler schlitzte kurz vor dem Kescherrand aus. Der Haken hatte, wie wir deutlich sehen konnten, nur außerhalb des Mauls ganz leicht gefasst und hat trotz absolut geöffneter Bremse in der Endphase des Drills nicht gehalten. In so einer Situation ist man einfach machtlos.

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Nach dem Verlust des Spieglers lag ich keine 10 Minuten auf meiner Liege, da wurde ich bereits wiederum jäh vom Einschlafen abgehalten.
Diesmal ließ sich ein 10-pfündiger Schuppi die angebotenen Boilies schmecken.
Mittlerweile war es schon fast 7 Uhr und endlich konnte mal wieder ein Auge zugemacht werden.

Gegen Mittag passierte dann ein folgenschweres Missgeschick – die MS Carp hatte einen ca. 1cm langen Riss und ließ Luft. Mist!
Notdürftig wurde das Loch geflickt, die Kammer durfte jedoch nicht wieder prall gefüllt werden, und so waren uns in Sachen Bootseinsatz die Hände erstmal ein wenig gebunden.

ME-14er-schuppiEinige Zeit war nun Funkstille und ich beschloss mit Chris‘ Boot, das eigentlich nur für den Tackle-Transport vorgesehen war, eine meiner Montagen etwas weiter hinauszurudern. Diese anstrengende Aktion zahlte sich schon bald aus:
Am frühen Nachmittag läuft just diese Rute ab.
Vorsichtig steigen wir in die MS Carp und dümpeln halbwegs manövrierfähig hinter dem Fisch her und können ihn schließlich auch landen – wieder ein Schuppenkarpfen, diesmal 14 Pfund schwer.

Im Laufe des Nachmittags verliert unser Boot weiter an Luft – man konnte zwar damit fahren, richtig wohl war uns bei der Sache aber auch nicht. Zum Glück war nur eine Kammer betroffen. Wenigstens gehen nun die Brachsen- und Aitel-Bisse zurück und uns bleibt nun etwas Zeit zum Nachpumpen des Bootes und zum Relaxen…

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Ab dem frühen Abend haben sich die Fische nun vollends an unserem Spot eingestellt. Es ist 19:45, Chris und ich stehen neben unseren Pods. Spaßhalber küsse ich meine rechte Rute und sage zu Chris: „Jetzt läuft sie gleich ab“. Er grinst mich an und hält mich vermutlich für verrückt. Kaum zu glauben, aber wahr: Es dauert weniger als 5 Minuten da bekomme ich ein Vollrun an genau dieser Rute, wie ein Torpedo schießt der Fisch über die Kante hinaus in die Hauptströmung – unsere einzige Chance, das Boot! Also hinein ins Boot und die Verfolgung aufgenommen. Derweil macht uns der starke Wellengang eines vorbeifahrenden Schubverbands zusätzlich zu schaffen. Der Fisch kämpft enorm und zieht unbeirrt inmitten der Donau seine Bahnen. Da passiert das nächste Missgeschick – der Kescher verfängt sich in einem Ventil und öffnet es. Das Zischen der herausströmenden Luft lässt uns kurze Zeit zittern, zum Glück gelingt es Chris, das Ventil sofort wieder zu schließen. Das war ja noch mal gut gegangen. Endlich – nach bestimmt einer halben Stunde, mir schmerzten bereits die Arme – können wir den Schuppi ca. 150m stromab sicher keschern. Er bringt genau 25 Pfund auf die Waage!
Christian H. beobachte das ganz Treiben mit Sorgenfalten auf der Stirn vom Ufer aus…

Anschließend versorgten wir unsere MS Carp wieder mit einem gehörigen Schuss Luft, was auch dringend notwendig war. Etwas verspätet machten wir uns dann ans Abendessen, das wir gerade noch rechtzeitig beenden konnten, denn schon ertönt wieder ein lautes „PIIIIEP“. Wieder dieselbe Prozedur, rein ins Boot und versuchen, den Fisch zu lösen, der sich bereits leicht festgesetzt.

ME-29.5er-schuppiGott sei Dank gelingt uns das ohne größere Probleme und wir können kurz darauf eine breite Flanke im Schein unserer Stirnlampen erkennen.
Nach ein paar kurzen Fluchten schließen sich auch um diesen Fisch die Maschen unseres Keschers. Im Boot fühlen wir uns im Stockdunkeln nicht wirklich mehr sicher, zumal wir den Eindruck haben, dass der Luftdruck schneller nachlässt, als uns lieb ist. So beschließen wir, bis auf Weiteres zu unserer eigenen Sicherheit auf das Boot zu verzichten.
Am Ufer angekommen hieven wir den Fisch auf die Matte. „Der könnte 30 Pfund haben“, sind wir 3 uns einig.
Die Waage klärt uns auf: 14,8kg – die magische Grenze nur um 200g verfehlt, dennoch ein richtig schöner Fisch.

Mittlerweile ist es bereits 23:30 Uhr und wir beschließen, uns Schlafen zu legen, da wir ja auch die vorherige Nacht nicht unbedingt viel Schlaf bekommen hatten.
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Aus diesem Vorhaben wurde jedoch nichts, denn es erfolgte schon wieder ein Biss. Ohne Boot gelingt es uns, einen 10-pfündigen Wildkarpfen zu landen.

Tag 4:
Auch der nächste Versuch, eine Mütze Schlaf zu erhaschen, misslingt – es ist 0:30 Uhr, ein Hammerbiss biegt meine 3,5 lbs X-Flite bis ins Handteil durch. Das muss ein ordentlicher Brocken sein! Der Fisch strebt störrisch Richtung Hauptströmung und kann ohne Boot nicht gehalten werden – Vorfachbruch. Mist!
Sofort danach legen wir uns hin, aber der Schlaf währt nur kurz. Genauer gesagt, keine 20 Minuten. Wieder ein Vollrun, ich versuche diesmal etwas weniger Druck auszuüben, dennoch habe ich nicht den Hauch einer Chance – der Fisch reibt die Schlagschnur an der Kante ab.
Etwas geknickt und wirklich totmüde lege ich die Rute weg. Zum Neumontieren fehlt mir in diesem Moment die Motivation. Ich sehe ein, dass es ohne Boot keinen Sinn macht und fische den Rest der Nacht mit nur einer Rute weiter.
Die gleiche Erfahrung muss auch Chris machen: Um 4 Uhr verliert auch er einen großen Fisch, noch einen weiteren um 10 Uhr vormittags. Wir müssen in dieser Situation wirklich erkennen, dass das Boot unser Trumpf war und unsere Aussteiger-Quote nun ins Nicht-Tolerierbare gestiegen war. Wir fischen die Ruten nun auf noch kürzere Distanz, um denWeg für die Fische zur Kante zur verlängern.
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Auf diese Weise können wir wenigstens den letzten Run der Session am späten Vormittag wieder in etwas Zählbares umzumünzen.
Der Biss kam während des Zusammenpacken und Chris gelang es, den 19er Schuppi sicher über den Kescherrand zu buxieren.

Nun packten wir aber endgültig zusammen und machten uns auf den Heimweg. Einen Großteil des Tackles mussten wir nun aber zuerst einmal zum Auto schleppen, weil die MS Carp kein Tackle aufnehmen konnte, sondern nur Chris` Boot, das wir im Schlepptau hatten.
Als Fazit bleibt: 17 Runs auf 72 Stunden – 10 Fische davon gelandet, wobei 4 Verluste auf die nicht einsatzbereite MS Carp zurückzuführen sind. Wir werden in der nächsten Zeit mal den Markt erkunden nach etwas widerstandsfähigeren Schlauchboote und das nächste Mal auf jeden Fall Schwimmwesten mit dabei haben.

In diesem Sinne, tight lines!

Martin (MEcarphunter)

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