Baggersee mit Matthias

Es ist Freitag Nachmittag, kurz nach 15.00 Uhr…Minolta DSC
Ich stehe vor meinem voll bepackten Auto, und werfe einen kritischen Blick in den Himmel, der mich – typisch- seit Beginn meines Einpackens mit Wasser „von oben“ versorgt.
Mein Hände sind klamm, als ich das Schlauchboot festzurre, und ich geh in Gedanken nochmal die Checkliste für diese „Sauwettersession“ durch- Handschuhe nicht vergessen, Ersatzklamotten dabei, und den MP3- Player, für „warme Gedanken“ aus der Konserve?
„Warum tust du dir das an?“ frage ich mich selbst seit heute morgen immer wieder- Kälte, Nässe, Minusgrade, eine Mischung, die die sonst so bedingungslose Motivation im Keim zu ersticken scheint. Wenns dann noch an einen See geht, der mit seinen Fischen geizt, verstärkt das diesen Effekt noch…
Es hilft nix. Ich hab mit diesem Wasser noch so manche Rechnung offen, und ich will 2007 nicht abschließen, ohne ein paar der die letzten Woche zurechtgelegten Theorien zumindest im Ansatz zu überprüfen…
Ich schiebe mich etwas lustlos durch die Dusche, und klebe beim Anziehen auf dem PC- Schirm, der mir ein doch nicht ganz so schlechtes Satellitenband zeigt: Sieht gut aus, das ich den Aufbau und das Loten trocken überstehe…

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 Gegen Fünf treffe ich am Baggersee ein, bringe das Boot ins Wasser und setze meine Bojen. Meine Hände sind wieder klamm, wieder höre ich diese Stimme in mir: „Warum tust du dir das an?“…
Ich ignoriere sie, und hole mit dem Futter meine Neopren- Handschuhe aus dem Auto. Eine weise Entscheidung, denn mit dem Anziehen der Handschuhe drücke ich der Zweifler- Stimme in mir mit warmen Händen ein Kissen ins Gesicht…
Also die Stellen angefüttert, und die Rutenablagen aufgebaut. Ich befische eine Art Landzunge, von der aus ich den kompletten See überblicken kann, und die eine Vielzahl an Stellen bietet, wo man seine Fallen auslegen kann: Extreme Scharkanten, Plateaus, Barschberge, fast alles aus dem Lehrbuch ist gegeben. Der Wind weht voll auf mein Ufer zu, und die Wassertemperatur ist hier um ein paar Zehntel °C höher als im Rest des Sees, exakt so wie es sein soll- theoretisch stimmt meine Theorie, in den nächsten Tagen werde ich sehen, ob sie mit der Praxis übereinstimmt…

Die erste Nacht ist trotz aller Theorie erstmal ruhig. Außer einem vermeintlichen Fallbiss gegen 23.00 Uhr, nach dem ich eine unberührte Montage einhole, tut sicMinolta DSCh nichts, und ich wende mich am Samstag erstmal meinem Mathe- und Elektrotechnik- Buch zu…
Anschließend rudere ich nochmal eine gute Stunde mit Echolot und Klopfblei über meine Stellen um wirklich jedes Detail in Erfahrung zu bringen. Im Vergleich zu gestern ist die Temperatur um ca. 1.5°C gefallen, und ich mache mir so meine Gedanken.
Ich finde noch einen weiteren Spot, der für meine Begriffe besser im Wind steht, und verstreue ein paar Boilies und Mais darauf, bevor ich eine meiner Ruten darauf ablege.
Die Kälte fühlt sich mit jeder Minute im Wind heftiger an, und ich bin froh, als ich meinen Kaffee im Windschatten des Zelts trinken kann, und langsam wieder aufwärme.

Zu allem Überfluss haben die Segler am See diesen Samstag auch noch Regatta, und setzen ihre Wendebojen genau so, dass einer meiner Marker genau in ihrer Fahrrinne liegt, was mir wiederum eine extra- Bootstour beschert, diesen einzusammeln. Das nördliche Plateau lasse ich für den Nachmittag links liegen, und lege meine Rute an der Scharkante aus, wo ich durch Zufall einige verdächtige Echos ausmachen kann…
Die Regatta ist in vollem Gange, Gejohle auf dem See, die Spannratschen der Segel laufen auf Hochtouren, und alle paar Minolta DSCMinuten ein Pistolenschuss. Eine Stimmung, die ich beim Fischen lieber nicht habe, aber man kann sichs halt nicht immer aussuchen…

Besonders hervorheben will ich die Sicherungsmannschaft der Wasserwacht, Ortsgruppe Neutraubling. Die Jungs waren wirklich um mein Wohl besorgt, sind viermal in 10m Distanz mit ihrem Boot vorbeigetuckert, und haben sich viermal wirklich gründlich vergewissert, das ich a) noch da bin, und b) noch lebe, indem sie mir vier Mal sehr lange und eindringlich beim Kaffee- Trinken und Lernen zugeschaut zugeschaut haben…
Ich hab schon überlegt, Geld zu verlangen, denn so macht man das ja im Zoo auch, oder?
Ich hab mich sehr über ihre Fürsorge gefreut, weniger erfreut war ich darüber, das ein Boot unmittelbar vor meinem Angelplatz auf einem 34ha See angehalten wird, und mit einem Benzinmotor ausgestattet ne ganze Weile in der Nähe meiner Schnüre rumdümpelt…
Weiterhin kann ICH mir nicht erklären, was man unter Sicherungs- und Rettungsaufgaben versteht, wenn die Besatzung des Besagten Bootes ca. 300m entfernt vom Geschehen vor lauter Gequassel und dem Mustern dieses seltsamen, Kaffee trinkenden Menschen in seinem Zelt dann auch noch in die Bucht abtreibt…
Wenn da einer ersoffen wäre, die Jungs hättens UNTER GARANTIE nicht mitgekriegt, während ihrer Spazierfahrt auf dem See, auf dem ja sonst keine Motoren erlaubt sind………..

Es wird langsam dunkel, und damit noch kälter. Die Gaslaterne bringt das Roamer auf angenehme Temperaturen, und irgendwie genieße ich es, im Warmen zu Sitzen, während der Wind am Zelt rüttelt. Gegen 23.00 Uhr wieder Fallbisse, heute sogar innerhalb von 10 Minuten auf beiden Ruten. Ich entschließe mich, alles so zu lassen wie es ist, da die Aktion gestern nicht gerade effektiv war, im Dunkeln eine Rute auf einen Spot zu werfen, den man schon tagsüber kaum trifft…

Minolta DSCGegen 01.00 Uhr weckt mich ein Dauerrun. Ich stürme aus dem Zelt und pralle gegen ein eiskalte Wand aus Regentropfen und Wind, sofort frisst sich die Kälte durch meine leichte Jogginghose…
Ich nehme die Rute auf und spüre erstmal nicht viel- ein Fisch hängt dran, aber der lässt sich bisher nicht viel bitten, und kommt bereitwillig auf mich zu…
Mit der Rute in der linken Hand hole ich die Jacke und die Watstiefel aus dem Zelt, und komme langsam wieder auf Temperatur. Der Fisch ebenfalls: ca. 10m vom Ufer wird ihm die Sache dann doch zu blöd, und er reißt mir in einer beeindruckenden Flucht 50m Schnur von der Rolle. Ich mache mit den Watstiefeln einen Schritt ins Wasser und wundere mich- woher kommt die plötzliche Kälte am rechten Fuß? Von da an begleitet mich ein schlürfendes Geräusch, mein rechter Watstiefel hat offensichtlich „leck geschlagen“, und das kalte Seewasser dringt ein…
Egal- meine Aufmerksamkeit gilt dem Fisch, der immer noch Oberhand hat. Es kostet mich ein paar Anläufe, ihn in den Kescher zu bringen, und beim Hieven auf die Abhakmatte sehe ich ihn zum ersten Mal: Ein Spiegler, den ich auf den ersten Blick als guten 20er einschätze. Die Waage pendelt sich bei knapp 16.5kg ein. Dann das Keschernetz noch abgezogen, und so lande ich bei etwas mehr als 31 Pfund, und freue mich erstmal wie ein Schneekönig- der Schnitt an diesem See ist für mich in diesem Jahr einfach ein Traum…

Ich brauche im Zelt erstmal ne gute Stunde, um mich zu sammeln, den andern Jungs ne SMS zu schicken, mich trocken zu legen, und wieder was anderes zu spüren als Kälte an meinem rechten Fuß. Irgendwann dümple ich weg, und werde am nächsten Morgen wach, als Alex seine Foto- Dienste anbietet. Der Fisch ist natürlich mittlerweile wieder topfit, und ich habe meine liebe Not, ihn für das Foto in Griff zu kriegen…
Merci auf diesem Weg natürlich auch nochmal an Alex!

Und die Moral von der Geschicht? Daheim im Warmen fängt man nicht! :D.

Matthias

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