Graser – Karpfen 7:4

Zu EM-Zeiten und dem hierzulande allgegenwärtigen Fußballfieber um unsere Nationalmannschaft sei eine solch‘ außergewöhnliche Überschrift erlaubt. Aber wie gewohnt, alles der Reihe nach…
Als wir am Abend nach der Arbeit am Wasser ankamen, machten sich gerade die letzten Badegäste auf den Heimweg. Für uns schon ein kleiner Vorgeschmack, was uns am nächsten Tag erwarten würde… Die Wetterprognose sprach in dieser Hinsicht ihr Übriges: 28-33 Grad sollten es werden. Nicht unbedingt optimale Bedingungen, auch was den Appetit unserer Freunde betrifft, aber zu Hause bleiben kam natürlich auch nicht in Frage. Zumal der Spot ja bereits unter Futter stand…
Kurz drehten wir also eine Sondierungstour mit dem Echolot, ehe wir unsere Montagen punktgenau ablegten, noch ein paar Hände voll Futter verstreuten und uns anschließend im angenehm warmen Wasser eine Abfrischung gönnten. Dann ließen wir uns erschöpft in unsere Stühle sacken und lauschten der „Rock-Antenne“ sowie der EM-Berichterstattung. Nach nicht einmal einer Stunde bekam ich einen ersten zaghaften Fallbiss, den ich sofort mit einem Anhieb quittierte.

Eine Brachse war es nicht, das stand sofort fest, dennoch konnte ich mein Gegenüber anfangs fast widerstandslos Richtung Ufer lotsen. „Typisch Graser“, tippte ich, und lag damit goldrichtig. Wenig später hatte eben dieser begriffen, worum es ging und setzte die Greys mit spritzigen Fluchten unter Druck.
Der Haken hatte aber bombenfest im harten Maul gefasst und so lag bald der erste Fisch der Session auf der Matte – bei 78cm Länge brachte der Bursche etwas über 11 Pfund auf die Waage.

Der Anfang war also gemacht! Die Falle wurde wieder scharf gemacht und langsam aber sicher umhüllte uns die Dunkelheit. Während der Nacht war es dann Chris‘ Bissanzeiger, der uns aus dem Schlaf riss und einen Vollrun signalisierte. Diesmal war aber bereits während des Drills klar, dass es sich um einen „normalen“ Karpfen handeln musste. Wenig später konnte wir einen der selteneren Schuppenkarpfen keschern – 17,5 Pfund zeigte uns die Waage an.

Der Rest der Nacht blieb dann bis auf 1-2 Brachsen ruhig
Da die Luft aber fast nicht abgekühlt hatte, war es trotzdem kein besonders erholsamer Schlaf.
In den Morgenstunden war es dann wieder mein linker Swinger, der nach unten durchfiel. Fast das gleiche Spiel wie am Abend und fast der gleiche Fisch – auch diesmal war es ein 11-pfündiger Graskarpfen.

Die Präsenz der Graser, die auch durch ihr ständiges Rollen nicht zu übersehen waren, und auch die gefangenen Brachsen der Nacht veranlassten uns dazu, gleich am frühen Vormittag nochmals ordentlich nachzufüttern. Weiteren Fischkontakt konnten wir vor dem Mittagsmahl aber nicht mehr verzeichnen. Stattdessen brannte der Stern immer mehr vom Himmel und langsam aber sicher entschwand auch der letzte Schatten, der noch über unseren Zelten lag. Je höher die Sonne stieg, umso größer wurde auch der Ansturm der Sonnenanbeter, Schlauchbootfahrer und sonstigen „nichtangelnden Plagegeister“. Da wir aber bei diesem Temperaturen tagsüber sowieso nicht wirklich mit Fisch rechneten, hielt sich unser Missmut in Grenzen. Trotzdem verirrten sich sogar immer wieder vereinzelt Brachsen an unsere Köder, die scheinbar munter weiter fraßen.
Und wir? Wir versuchten jedes Schattenplätzchen auszunutzen und wanderten mit unseren Stühlen mit dem Schatten – dazwischen gabs natürlich regelmäßig eine kleine Abkühlung, sonst würde man nur noch dahinvegetieren. Am frühen Abend wurde es dann zum Glück wieder ruhiger und in der Nähe der gefütterten Bereiche stieg die Aktivität zusehends. Im Halbstunden-Takt konnte ich nun 4 weitere Graser überlisten, alle zwischen 11 und 16 Pfund schwer und gewohnt kampfstark. Chris legte dann noch mit einem 12-Pfünder nach, so dass wir mittlerweile bei 7 an der Zahl angelangt waren.

ME-Graser-16

ME-Graser-11-Nr1 ME-Graser-14
ME-Graser-11-Nr4  CS-Graser-12

Bei den ständigen Aktionen verging die Zeit nun wie im Fluge und die kürzeste Nacht des Jahres brach über uns herein, doch auch diesmal kühlte es kaum merklich ab. Sogar die wasserdichte Decke war absolut unnötig!
Die Nacht war schon fortgeschritten, als mich Chris mit einem lauten „ICH HAB EINEN“ weckte. Also schnell in die Gummistiefel geschlüpft und rein ins Wasser – währenddessen zog der Fisch weiter seine Bahnen. Im klaren Wasser erkannten wir im Schein der Kopflampe einen bulligen Spiegler. Nach ein paar weiteren Fluchten in Richtung eines nahe gelegenen Schilfgürtels schlossen sich die Maschen um den schönen Fisch, den wir einvernehmlich auf einen 30er schätzten. Auch dass es letztlich „nur“ 28,5 Pfund waren, schmälerte unsere Freude nicht im Geringsten. Nach dem Fotoshooting legten wir uns müde wieder auf unsere Liegen, ehe knappe 2 Stunden später wieder Chris‘ rechte Rute ablief. Diesmal hatte einer der wenigeren kleineren Fische des Gewässers, ein 10-Pfünder, Gefallen am Selfmade gefunden. Der Fänger scheint beim Foto wohl schon eingeschlafen zu sein, aber seien wir mal nicht nachtragend 😀 😀

CS-Spiegler-28.5     CS-Schuppi-10

Pünktlich zum Tagesanbruch meldete sich dann mein Receiver – Vollrun! Mein Gegenüber kämpfte lang und ausdauernd, fand aber schließlich auch den sicheren Weg auf die Matte. Der dritte Fisch innerhalb von 4 Stunden! Diesmal war es wieder ein prächtiger Schuppenkarpfen, die Waage zeigte uns gute 24 Pfund an.

ME-Schuppi-24

Viel Zeit blieb uns dann nicht mehr, noch ein bisschen auszuruhen, denn schon bald heizten die ersten Sonnenstrahlen unsere Zelte unerträglich auf.
So entschlossen wir uns, zeitig am Vormittag zusammen zu packen, noch bevor die große Hitze uns vollends übermannt hätte. Eine weise Entscheidung, denn bereits am Mittag zeigte da Thermometer mehr als 30 Grad an!

Martin

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.