„Ohne Nacht“ zum Erfolg

Unruhig wälze ich mich im Bett hin und her und schaue bereits zum x-ten Male auf die Uhr. Woran es liegt, dass ich nicht richtig schlafen kann, kann ich leider nicht genau sagen. Womöglich am allzu deftigen Essen des Vorabends, womöglich aber auch an der gewissen Mischung aus Vorfreude und innerer Unruhe, die wohl jeder Karpfenangler kennt.
Da es uns auf Grund verschiedener familiärer Verpflichtungen diesmal leider nicht möglich war, die Nacht am Wasser zu verbringen, war der Plan, ab den Morgenstunden die Fallen am befütterten Spot auszulegen.
Mein Blick schweift ein weiteres Mal im Halbschlaf zur Uhr und ich beschließe instinktiv, dem Warten ein Ende zu bereiten und krieche aus den Federn. Als ich wenige Minuten später im Auto sitze und den Motor starte, ist es exakt 3:33 Uhr. „Verrückt“ schießt es mir durch den Kopf, denn eigentlich wollte ich ja erst gegen halb 6 Uhr aufbrechen… Doch trotz der unmenschlichen Zeit bin ich erstaunlich fit und habe ein verdammt gutes Gefühl, dass die Fütteraktion Wirkung zeigen würde. Treffender als mit Faithless‘ „Insomnia – I can’t get no sleep“ hätte man die Situation wohl nicht beschreiben können – just dieses Lied schrillt nämlich auf meinem Weg zum Wasser aus dem Autoradio…
Dort angekommen schleppe ich zügig das Nötigste zum vorgesehenen Platz und baue geräuscharm aber in Windeseile auf, um die produktiven Morgenstunden bestmöglich ausnutzen zu können. Die Anspannung lässt erst nach, als die Ruten ausgelegt sind und ich es mir auf der Liege gemütlich machen kann. Bereits nach kurzer Zeit hat mich aber unter sternenklarem Himmel die Taunässe im Griff – soviel zum Thema „Gemütlichkeit“. Dennoch kann ich zumindest noch ein bisschen vor mich hindösen. Die Sonne spitzt bereits über den Horizont, als einer meiner Swinger ein wenig fällt und meine Aufmerksamkeit will. „Typisch Graskarpfen“ ist mein erster Gedanke, doch da sich nichts weiter bewegt, beschließe ich auf einen Anschlag zu verzichten und spanne lediglich die Schnur ein wenig nach. Diese Entscheidung erweist sich als goldrichtig, denn nur kurze Zeit später wandelt sich der anfängliche Fallbiss in einen lupenreinen Vollrun. Das ist kein Graser, soviel steht fest. Ich versuche, den Fisch rasch von der Futterstelle und der anderen Schnur weg zu dirigieren, was mir nicht leicht fällt, aber dann doch gelingt. Die kraftvollen Fluchten, die ich zu spüren bekomme, verheißen Gutes. Gefühlte 10 Minuten später liegt ein prächtig golden gefärbter Schuppenkarpfen vor mir auf der Matte – 16,3kg zeigt die Waage inklusive Wiegesack, dessen 1,1kg abgezogen, bleibt ein guter 30er „übrig“ 😉 Ein Start nach Maß!
Noch bevor Matthias am Wasser ankommt, kann ich auch an der anderen Rute einen weiteren Fisch überlisten. Dieses Mal ist es ein 24-pfündiger Spiegelkarpfen.

ME-30er-Schuppi ME-24er-Spiegler

Die Restmüdigkeit ist inzwischen wie weggeblasen und das frühe Aufstehen hat sich bereits zu diesem Zeitpunkt schon mehr als bezahlt gemacht. Nachdem auch Matthias‘ Fallen scharf sind, gönnen wir uns passend zu den frischen Morgenstunden erst mal einen wärmenden Kaffee und lassen uns im Laufe des Vormittags die Sonne auf den Pelz scheinen. Pünktlich zur Mittagszeit scheinen die Fische dann nochmals eine Fressphase einzulegen. Unser Mittagsmahl wird von einem 22er Spiegler unterbrochen, der sich an eine meiner Ruten verirrt hat.

ME-22er-Spiegler

Eine Stunde später ertönt der geliebte Dauerton bei Matthias‘ rechter Rute. Auch er sieht sich mit einem äußerst kämpferischen Gegenüber konfrontiert, bleibt aber am Ende ebenfalls Sieger. Diesmal ist es nochmals ein wunderschöner Schuppi in ähnlicher Größenordung wie der Fisch vom Morgen, der den Weg in den Kescher gefunden hat. Er ist nur minimal leichter, aber genauso makellos und bringt stolze 29 Pfund auf die Waage.
Unglaublich, kurz nach der Fotosession sind wir schon wieder gefordert. Diesmal bin ich nochmals mit einem langgestreckten 25er Spiegelkarpfen an der Reihe.

Hias-29er-Schuppi ME-25er-Spiegler

Dann ist der „Spuk“ aber wieder vorbei und wir kommen zur Ruhe. Unsere Bissanzeiger sollen für den Rest des Nachmittags schweigen – das haben sie sich nach getaner Arbeit auch redlich verdient 😉 5 schöne Fische, was will man denn auch mehr? In diesem Sinne, „Ohne Nacht“ zum Erfolg – die Devise ist diesmal voll aufgegangen.
Martin

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