Knock Out

Ich schreibe diese Zeilen nicht ganz „ohne Leiden“. Meine rechte Schulter tut weh, und an meinem linken Fuss haben sich dicke Blasen gebildet.
Wenn ich mich bewege zwickts und zwackts im oberen Bauchbereich, mein Kopf fühlt sich an wie ein schwarzes Loch- und trotzdem funkeln meine Augen…
Irgendwie scheinen die letzten vier Wochen „Vollgasangeln“ ihre Spuren hinterlassen zu haben. Ich habe kaum mehr einen Fuss vor den anderen gekriegt, als ich mich nach dem Auto (Teil-)Ausladen ins Badezimmer geschleppt habe. Diese Nacht war für dieses Jahr die bisher ereignisreichste, aber genau deswegen war sie irgendwie auch hart- Angeln ist eben doch irgendwie auch Sport, zumindestens im weitesten Sinne ;).

Es sollte eigentlich eine Art „Lückenfüller“ werden, damit ein Wochenende nicht komplett hergeschenkt wird- uns war aber auch klar, dass wir mal wieder etwas auf Abstand gehen mussten, um nicht komplett dem Angeln zu verfallen. Also eine „schnelle Nacht“, dann ab nach Hause, ausspannen, Füße hoch, um dann zu versuchen, mal wieder am „zivilen Leben“ teilzuhaben- Freunde, die nicht angeln hat man ja auch noch, zumindestens ist das der letzte Stand vom Februar, als man die Damen & Herren das letzte Mal gesehen hat :).

Ich kann mich dennoch des Reizes nicht entziehen, der sich bei mir für das Jahr 2009 aufgebaut hat. Eine stark erweiterte Gewässerauswahl, gepaart mit der Neugierde des „Unerforschten“ spielt dabei ebenfalls eine Rolle, und so musste Martin mich nicht lange überzeugen, als es um die Planung dieser Aktion ging. Einige Male vorfüttern, vielleicht ein kurzes abendliches Testangeln von ein paar Stunden unter der Woche, um dann 24 Stunden über Nacht den langfristig etablierten Futterplatz zu befischen- das war der Plan.

Teil eins des Plans, das abendliche Testfischen, ging schonmal nur zum Teil auf: Fische wurden gefangen, nur leider nicht von mir- dafür war der Kollege glaub ich recht dankbar für seinen „Kescher- und Fotografierboy“, der bei Bedarf sogar als „Bissanzeiger“ einspringt, oder Elmar? ;).
Immerhin waren wir nah dran: die Fische waren im Areal, und das stimmte mich, neben den Fängen des Kollegen, die mich zwar auch freuen, aber (seltsamerweise?) nie so wie die eigenen, sehr positiv für die ein paar Tage später zu absolvierende „kurze Nacht“- dass diese in der Tat so kurz werden sollte, hätten wir uns bei dieser etwas saloppen Ausdrucksweise allerdings nicht gedacht…ME-spiegler-16pfund-1.fisch

Angefangen hat der zweite Teil unseres Plans, das eigentliche Angeln, dann auch ganz gut: Die Fische zeigten sich einige Male während des Aufbauens über dem „Futterstreifen“, und insgeheim hoffte ich noch auf einen Biss, bevor Martin dazustossen sollte- aber dieser Wunsch wurde mir diesesmal nicht erfüllt. Martin kam, aß, und es piepte kurze Zeit später an seiner Rute: Ursache dafür war ein fast schon „gequält“ klingender Delkim, der scheinbar unter der Last des lupenreinen „Fullruns“ zu leiden schien. Der Fisch nahm, trotz relativ geschlossenem Freilaufs, einiges an Schnur von der Rolle, und machte ordentlich Stimmung am Gerät- Martin wusste nicht so recht, wie ihm geschah, meinte dann aber: „Ich spüre seine Schläge- ein Riese wirds also nicht sein!“.
Er sollte recht behalten. Nach einem wirklich nervenaufreibenden Drill, bei dem sogar das Blei flöten ging, bugsierten wir im letzten Licht des Tages einen 16- Pfünder in die Maschen des Keschers- nicht ohne uns ungläubige Blicke zuzuwerfen…

Der Anfang war also gemacht- trotzdem waren wir eher verhalten in unseren Erwartungen, da uns die bisherigen Erfahrungswerte am Gewässer gezeigt hatten, das alles kann- aber nichts muss…
Chris besuchte uns nach seinem Schichtende noch mit ein paar Flaschen „Zaubertrank“, und wir diskutierten dies & das, während die Sonne wirklich komplett hinter dem Horizont verschwand- eine perfekte Stimmung übrigens, um scheinbar größenwahnsinnigen, aber dann doch irgendwie „konstruktiven“ Ideen freien Lauf zu lassen!

ML-spiegler-31.5pfund-2.fischMartin und ich witzelten während des Schlafengehens noch rum: „Mach deinen Schlafsack am besten jetzt gleich zu, vielleicht beisst dann noch einer, während wir noch draussen sitzen“, in Anspielung auf die Tatsache, dass die Fische bei mir heuer immer erst warten, bis ichs mir irgendwo irgendwie gemütlich gemacht habe, bevor sie sich bequemen, anzubeissen…

Dieses Mal spielten sie mir aber besonders übel mit, gerade als ich eingeschlafen war, orgelte die Sounderbox los- wie von der Tarantel gestochen fuhr ich hoch, und versuchte in meine Stiefel zu kommen. Der Fisch zog in der Zwischenzeit wie entfesselt Schnur von der Rolle, und als ich am Pod war und die Rute aufnahm, hatte ich ein anderes Gefühl als sonst: Die Last war merklich massiver, ein Dumpfer Zug sorgte für eine beachtliche Krümmung der X-Flite, und schnitt die Schnur durchs Wasser- das sollte eines der größeren hier heimischen Exemplare sein, dacht ich mir, und die Knie wurden etwas weicher. Die „Legenden“ schossen mir durch den Kopf, aber ich letzten Endes zwang ich mir zur Konzentration auf den Drill…

An dessen Ende stand ein Spiegelkarpfen, der uns wiederum überraschte. Beim ersten Blick schätzten Martin und ich den Kollegen auf einen „guten 20er“, was auch schon einen Schritt nach vorne bedeutete. Der zweite Blick offenbarte dann eine Top- Kondition und einen bemerkenswert breiten Rücken- in unseren Köpfen wackelte die 30- Pfund Marke, und in mir stieg ein wohliges Gefühl freudiger Erwartung auf.
Als der Fisch dann an der Waage hing, zeigte diese mit der Wiegeschlinge 16.8 kg an, Wiegeschlinge abgezogen, und somit war klar, dass der erste 30er 2009 für mich gefallen war.

Ich brauchte einige Zeit, um auf der Liege Schlaf zu finden, der dann wiederum von einem Run unterbrochen wurde. Um es kurz zu machen, wir konnten noch fünf weitere Fische landen, und während mein Spot nachts zwei Läufe brachte, war es Martin, der bequem und ohne aus dem Schlaf gerissen zu werden am Vormittag noch einiges nachlegen konnte- aber schaut euch am besten die Bilder an!

 

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Bemerkenswert ist, neben der Kampfkraft der Fische, auch die Tatsache, dass diese sehr gut auf unser Futter zu reagieren scheinen- der Lohn für einen über nun fast zwei Monate etablierten Futterplatz, der unabhängig vom Angeln immer zwei, drei Mal die Woche unter Feuer steht.

Matthias (CarpX)

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