Das Glück des Tüchtigen?

Werte Herrschaften, es ist mir eine Freude, euch diesen wunderbaren und überaus freundlichen Fisch präsentieren zu dürfen! Er ist der vermeintliche Abschluss einer persönlichen Fluss- Odysee, die mir in den letzten Wochen fast schon den Nerv geraubt, mich aber zumindest wieder ein bisschen „zurück zu den Wurzeln“ geführt hat…
Aber fangen wir am Anfang an: Ein paar Tage nach dem ersten Fang des Jahres war ich natürlich „högschtmotiviert“ nachzulegen. Aber sich jetzt einfach an das gleiche Gewässer mit der gleichen Idee hinzusetzen, und zu hoffen, dass sich noch ein paar „einhängen“ widerstrebte mir zu tiefst. Und weil ich aus meinem „Seuchenjahr“ 2017 vermeintlich nichts gelernt habe, gings auch 2018 wieder an einen der Zuflüsse der Donau. Meine Hausaufgaben hatte ich auch vor zu machen: Alle zwei Tage füttern, von Wochenende zu Wochenende und damit von Session zu Session denken, dranbleiben, mitdenken, dazulernen. Sogar einige der Rigs aus 2017 mussten dran glauben- „byebye Choddy, welcome back Longshank!“.
In meinen Nachbereitungen der Saison 2017 hatte ich ein paar Dinge ausgemacht, die mich vermeintlich um meine wohlverdienten Erfolge gebracht haben- es konnte, ja musste einfach nur noch besser werden, hatte ich doch den innerlichen „Schalter“ wieder umgelegt und war hungrig auf die Dinge, die da kommen sollten.

Nun, um die Spannung komplett und nachhaltig niederzumachen:
Es kam durchaus was. Aitel, Aland, Döbel, Dickkopf, wie auch immer man diese „Brut“ nennen mag. Nicht in „rauen Mengen“, aber genug um genervt zu sein. Ich haderte mit mir selbst, was die Futtermengen betraf: Lieber mehr, weil die Weissen ja auch mitfressen, oder lieber konzentriert große Boilies, um eben die Weißen fernzuhalten und die „Gelben“ anzulocken? Wochenende für Wochenende saß ich also nun da und lauschte in den Fluss. Ab 19:30 Uhr bis zum Bettgehen war „Internetverbot“ am Wasser, ich wollte mein Sinne für den Grund meines Daseins schärfen: Die Fische.

Gebracht hat mir das alles erstmal nichts. Anfüttern in den Mittagspausen, zusätzliche Kilometer und ein ständiges Abwägen der Futterstrategie unter der Woche hielten mich permanent unter „Strom“. Ich war bzw. bin „im Fieber“ wie seit Jahren nicht mehr. Am Wasser spitzte ich die Ohren, verkniff mir das Lesen von WhatsApp-Nachrichten, und blieb morgens bewusst länger als üblich, um die „guten alten Zeiten“ abzubilden, in denen man beim Zusammenpacken immer noch die Ruten „gezwungenermaßen“ bis kurz vor Mittag drin hatte.
Immer wieder trat ich missmutig die Heimreise an, mit nichts vorzuweisen ausser ein paar Piepern oder sonstigen Störungen durch die durchaus stattlichen „Beifänge“. Um nicht wieder alles komplett falsch zu machen, hatte ich mir vorgenommen, nach insgesamt 5 erfolglosen Sessions das Gewässer zu wechseln. Und just in der 5. Nacht kam ER. Mitten in der Nacht, sozusagen aus dem „nichts“. 18 Pfund, schuppig und kampfstark. Ich hab ich mich schon sehr lange nicht mehr so über einen Karpfen gefreut!

Natürlich musste ich nach dem Erfolg nochmal eine 6. Nacht an Ort und Stelle machen, um zu sehen, was denn jetzt wirklich los ist. Jetzt heissts erstmal ein paar Wochenende „Kopf auslüften“ und ein paar „leichtere“ Gewässer angehen, bevors dann gilt die nächsten Schritte zu machen.

Gelernt hab ich auch noch was: Wer sich vom Smartphone und Tablet beim Fischen befreit, kommt ganz anders runter, hat viel mehr von den ohnehin viel zu wenigen und damit sehr kostbaren Stunden am Wasser. Nur weil wir im Internet sein KÖNNEN heisst das nicht, dass wir ständig drin sein MÜSSEN. Mal 3h ohne irgendeinen Bildschirm vor der Nase haben tatsächlich bei mir bewirkt, dass ich mich ein Stück „freier“ fühle. Probierts mal aus!

Viel Spaß am Wasser.

Matthias

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)