PinPoint Schleifset

Erstmal ein „gutes neues Jahr“ von uns! Wie euch sicherlich aufgefallen ist, ist unsere Schlagzahl ein wenig reduziert, unter anderem natürlich auch, weil wir die letzten Tage vermehrt mit unseren Lieben verbracht haben. Trotzdem zog es uns vereinzelt ans Wasser, weil dort aber ausser Randeis nichts nennenswertes passiert ist, gibts mal wieder einen Testbericht…

Ein wenig ungläubig war ich schon, als ich die Ausführungen von Marc Voosen das erste mal serviert bekam. Da kommt einer um die Ecke, und behauptet, die Hersteller würden uns wechselhafte Qualität liefern, und man könnte mit diesem zusätzlichen Aufwand des „Nachschleifens“ tatsächlich mehr Fische fangen. Für mich klang das am Ende alles plausibel, so plausibel, dass ich mir ein PinPoint Set bestellt habe, um meine eigenen Erfahrungen zu machen…

Mir klingen die Worte einer englischen Karpfenlegende- ich glaube sogar, dass es Danny Fairbrass war- noch im Ohr: „I do not reuse hooks. I do not try to sharpen them, because you can only damage them more. You will NEVER get a hook back into the condition you got it from the factory”. Kurzum: Leute, spart es euch, die Haken nachzuschleifen- ihr spart am falschen Ende! Das war das Statement um 2006- und ein paar Jahre später soll das anders sein? Die Antwort: Ja, es ist anders!

Ich war fast ein bisschen aus dem Häuschen, als ich die Videoanleitung mit meinem Set „nachexerzierte“ und wirklich nochmal eine bombastische Steigerung des Schärfegefühls erleben durfte. Der Schnittpunkt wird feiner, und damit die Wahrscheinlichkeit dass der Haken greift, größer. Es steht also fest: Das Schleifen bringt was- und zwar nicht nur dem, der die Schleifsets verkauft…

Voller Elan wurden also die vorbereiteten Rigs nachgeschärft. Schön mit dem „Hakenfett“ konserviert, und zurück in die Box. Die Handhabung des Schleifsets ist easy und mit der Videoanleitung blitzschnell zu erlernen, die Qualität der gelieferten Werkzeuge von Schleifsteinen bis hin zur Lupe mit Beleuchtung ist mehr als ordentlich. Der Prozess „Haken Schärfen“ kann mit diesem Set von nahezu jedem erfolgreich durchgeführt werden, die Gefahr, einen Haken zu zerstören ist nicht gegeben. Kurzum: Erstmal eine klare Kaufempfehlung! Zumindest wäre das das Resümee gewesen, hätte ich diesen Testbericht gleich nach dem Auspacken und ersten Ausprobieren geschrieben. Aber wie ihr wisst, bei uns kommt immer erst ein längerer Praxistest- der dann meist noch ein paar andere Aspekte ins Spiel bringt:

Der größte Nachteil ist meiner Meinung nach, dass wir mit dem Materialabtrag die Spitze zwar schärfen, aber gleichzeitig destabilisieren. Ich kenne das noch von den ersten Serien Korda Wide Gapes: „Einzelbisshaken“ haben wir die damals (2006) genannt. Nach Aufziehen der Rute war die Spitze einfach im Eimer, egal ob ein Fisch dran hing oder nicht.

Genau das konnte ich auch bei den von mir geschliffenen und probehalber bezogenen „fremdgeschliffenen“ Haken beobachten: Die Spitzen neigen zum „Wegknicken“. Was daraus resultiert ist zwar eine gute Sicherheit beim Haken selbst, aber wie in den guten alten Wide-Gape-Zeiten ein erhöhter Zeit- und Materialverbrauch durch ständiges Rig-Binden.

An Gewässern mit Kies, Steinen, Weissfischen, Unterwasserbewuchs oder wo man mehr als 5 Bisse pro Saison bekommt, macht das alles irgendwann keinen Spaß mehr.

Weiterhin kommt noch ein Nachteil dazu: Man holt sich ein erhöhtes Rostrisiko in die Rigbox. Es ist einfach nicht optimal die Teflonbeschichtung abzuschleifen und den Haken mit einer dünnen Fettschicht versehen danach sich selbst zu überlassen. Minimale Unzulänglichkeiten werden hier mit rostigen Hakenoberflächen quittiert. Ärgerlich ist das vor allem wenn man davon ausgeht, genügend „gute“ Rigs dabeizuhaben…

Fazit:
Ich für meinen Teil habe mittlerweile wieder aufgehört, jeden Haken stur nachzuschleifen. Im Gegenteil, ich lasse die Dinger mittlerweile mit Vorliebe genau so wie sie sind, denn ich denke, wenn meine Daumenhaut sagt „ui, ist scharf, bitte nicht mehr drücken!!“ ist das auch so. Ich glaube, die Haken die die Industrie an uns verkauft sind in ihren Schliffen ein guter Kompromiss aus Schärfe, Schnitthaltigkeit und vor allem Stabilität. Wenn ich nun an einem Faktor drehe, ist der Haken zwar schärfer und greift schneller, wird aber damit auch weniger schnitthaltig und weniger stabil. Ich kann mit diesem „Industrie-Kompromiss“ nach über 10 Jahren und so vielen gehakten Brachsen und Aiteln sehr gut leben.

Ich kann auch die Behauptung von PinPoint nicht stützen, dass sich so viele Ausschusshaken in einem „herstellerfrischen“ Päckchen befinden. Ich prüfe schon seit Jahren jedes Fangeisen vor und nach dem Binden, und habe in all dieser Zeit keine 10 Stück entsorgen müssen. Vielleicht bin ich da aber auch zu grobmotorisch? Ich möchte PinPoint hier keinesfalls verteufeln oder als Geschäftemacher hinstellen. Was uns die Jungs erzählen hat Hand und Fuß, ebenso deren Produkte. Ich mag Firmen, die sich Gedanken machen, und das trifft auf PinPoint voll zu. Mit ihrer Aussage haben sie grundsätzlich recht: Es gibt noch ein deutliches Plus an Schärfe jenseits des Industriestandards!
Leider ist dieses nicht nur mit dem Erwerb eines Schleifsets „zu erkaufen“ sondern geht auch zu Lasten anderer Faktoren…

Dennoch: Das hier vorgestellte Schleifset ist eine durchdachte und effiziente Möglichkeit, Haken schnell und ordentlich (wieder) scharf zu bekommen. Ich habe es mittlerweile in meiner Tacklebox am Wasser immer dabei, weil ich einen Haken dadurch einfach länger in optimaler Schärfe fischen kann. Ganz nebenbei kann ich auch, wenn es mal drauf ankommt, meine Haken für heikle Gewässer richtig scharf machen.

Für 50 Euro macht man an dieser Stelle garantiert nichts falsch!

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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