Trakker Tempest Bivy System v2.0

Es ist schlichtweg unüberschaubar, mit welcher Auswahl an mobilen Behausungen der geneigte „Übernachtungsangler“ heutzutage konfrontiert wird. Alle Hersteller scheinen unisono von ein und der selber „Ideenschmiede“ beliefert zu werden, es gibt ganz wenige Ausnahmen, die aus dem Einheitsbrei der Prahmhaubenzelte herausstechen. Eine davon, das Trakker Armo Bivy System, möchte ich euch im Folgenden hier vorstellen.
1997 habe ich mir mein erstes eigenes Zelt gekauft. Ich war damals 16 Jahre alt, und hatte eineinhalb Jahre dieser Lebenszeit damit verbracht, mein Geld für eben dieses Teil zu sparen. Mein „Tatonka Sherpa Dome PU Plus“ ist mittlerweile zwar leider trotzdem der Zeit zum Opfer gefallen, aber meine Affinität für hohe Qualität ist seither geblieben. Für mich ist erstmal wichtig, welches Produkt die für mich passende Lösung liefern kann- über den Preis wird dann meistens erst „später“ nachgedacht ;).
Meine Anforderungen an ein neues Einmann-Zelt zum Angeln waren schnell formuliert:
1.- Schnell aufzubauen
2.- Schnell aufzubauen
3.- Schnell aufzubauen
4.- Stabilität gegen Wind und Sturm
5.- Gute Belüftung
6.- Ausreichend Platz, um auch im Spätherbst/ Winter/ zeitigen Frühjahr die Gasheizung mit in die Hütte nehmen zu können
7.- Erträgliches Packmaß
8.- Gute Verarbeitung, Langlebigkeit

Das Trakker Tempest erfüllt auf dem Papier eben genau diese Anforderungen- und so durfte ich es im Oktober 2015 mein Eigen nennen…

1. Allgemeine Erfahrungen
Das Zelt kommt einer ausreichend groß dimensionierten Packtasche, in die man auch die mal eben schnell nass zusammengerollte Aussenhülle unterbringt, ohne große Verrenkungen oder materialermüdende Dehnübungen machen zu müssen. Mit im Lieferumfang enthalten ist eine Bodenplane, die mir ordentlich, aber nicht ganz so „schwer“ und solide vorkommt, wie zum Beispiel vom Aqua Armo MKII.
Das Zelt habe ich in den letzten 2 Jahren ca. 15x aufgebaut und insgesamt für ca. 25 Nächte im Einsatz gehabt- ein wirklicher Praxistest würde hier von nichtmal einer Saison sprechen.
Besonders gut gefallen mir die hinteren Belüftungsfenster am Zelt, dicht gefolgt von der einfachen Möglichkeit, die Frontwand komplett rauszunehmen. Das sorgt für noch mehr Belüftung, und kann dabei sogar mit einem Schirm oder ähnlichem verwechselt werden.
Auf eins muss ich hinweisen: Im Zelt ist es auch tagsüber sehr dunkel! Wenn man die Türe zumacht, ist es in etwa so dunkel wie in einem Zimmer mit lichten Fensterrollos bei Tageslicht. Mal eben ins Zelt und bei Regen ein Buch lesen geht nicht ohne Kopflampe. Ich persönlich finds gut, weil ich mich wenig im Zelt aufhalte (ausser zum Schlafen), und eh nur am iPad lese, dennoch ist es für mich immer noch eine Umstellung, wenn ich unter Tags mal eben schnell was aus dem Zelt holen will, was nicht griffbereit im Eingangsbereich bereitliegt.

2. Der Aufbau…
…geht rasend schnell von Statten. Innerhalb von 5 Minuten steht das Zelt, inkl. Anbringen der Häringe. Warum mir das so wichtig ist? Nun, was sich schnell aufbauen lässt, ist noch schneller abgebaut. D.h. man kann es am nächsten Morgen damit wieder länger stehen- und trocknen- lassen. Mal abgesehen davon hilft es bei einem Aufbau im Regen ungemein, wenn die Hütte schnell, sauber und unkompliziert in Stellung zu bringen ist.
Auf das Schnellspann-System und wie das alles funktioniert gehe ich hier nicht näher ein- der geneigte Leser hat sich ohnehin schon vorab bei YouTube informiert. Nur eins noch: Beim ersten Aufbau hab ich mich dumm gestellt, und das Zelt hat mich „in die Hand gebissen“. Ganz idiotensicher ist der Spannmechanismus also nicht. Man sollte schon die Anleitung ein, zwei Mal angeschaut und das Prozedere gemacht haben, damit man weiß, wann man wo wie am Besten hinfasst, aber dann klappt das alles reibungslos.

3. Der Komfort
Natürlich interessiert einen erstmal die Bildung von Kondenswasser im Zelt. Feuchte Wände, die gibt es auch im Tempest, auch mit eingelegtem Boden. Kein Zeltstoff dieser Welt kann die Physik austricksen. Dennoch muss ich sagen, dass ich gefühlt bei Nächten im Bus mehr Schwitzwasser habe als unter vergleichbaren Bedingungen im Zelt- wer sich im Tempest über zu viel Feuchtigkeit beschwert, sollte sich ein Hotelzimmer nehmen.
Nächste Frage im Hinblick auf den Komfort ist das Platzangebot. Ich bin kein Freund von Riesenzelten, im Gegenteil, ich wundere mich, was heutzutage alles von Anglern in die Landschaft gezimmert wird- nächster Schritt zu „vollkommener Naturnähe“ sind dann wohl schon betonierte Zeltfundamente, auf denen man auch gleich das Auto mitparken kann?!
Ich möchte eigentlich mit dem Zelt so unauffällig wie möglich bleiben. Dabei soll aber ein gewisser „Komfort“ nicht zu kurz kommen. Unter Komfort verstehe ich, dass ich meinen Kram (Schlüssel, Handy, Sounderbox) ablegen und eine nasse Jacke nicht mit in den Schlafsack nehmen muss. Nebenbei sollte noch ein halber Quadratmeter zum An- und Umziehen „frei“ bleiben, auf dem man auch noch die Schuhe mitlagert.
Die 1-Mann-Version des Tempest ist im Grunde genommen fast schon zu groß für meine Bedürfnisse.
Neben der Liege und einem Eimer als „BivyTable“ bleibt sogar noch Platz für einen großen Fox-Klapptisch. Für eine Person sind in diesem Zelt LOCKER die Materialen für eine Woche Angeln unterzubringen und trocken zu halten. Meine Gasheizung hat auch noch risikofrei Platz. Dabei wirkt das Zelt von aussen unscheinbarer, kleiner als es von Innen ist. Dafür sorgen die steilen Zeltwände, die es erlauben, die Liege im hinteren Teil des Tempest aufzustellen, und so zwischen Liegen und Vorderwand ca. 80cm „Zwischenraum“ zu bekommen, den man dann wie auf dem Bild zu sehen nutzen kann.
Insofern hat das Tempest mein 2-Mann- Aqua abgelöst, welches ich bei meinen Schlechtwetter-Sessions immer auf Grund des erhöhten Platzangebots genutzt habe, auch, weil ich im Bedarfsfall über die hinteren Öffnungen super lüften kann.

4. Die Verarbeitung
Damit komme ich zum frappierendsten Punkt. Im Internet liest man relativ viel über „Probleme“ mit dem Trakker Tempest. Der eine bemängelt die Verarbeitungsqualität mit zu lang abgeschnittenen Nähfaden, beim Nächsten reisst der Gummizug im Gestänge, der Übernächste klagt über sich ablösende Nahttapes. Bisher habe ich noch keinen einzigen Mangel am Zelt oder dessen Zubehör feststellen können, und glaubt mir, ich schaue genau eben auf Grund dieser Berichterstattung genau hin. Es wäre eine Schweinerei, wenn ein Zelt für mehr als 600 Euro nach einigen Jahren Gebrauch nicht oder nur mehr eingeschränkt zu benutzen wäre! Nicht als „Mangel“ zählt bei mir das Ablösen der Zelttapes in einem Zeitraum von sagen wir mehr als 3 Jahren Benutzung. Gerade die Tapes auf den Nähten sind der maximalen Spannung ausgesetzt und dabei vollflächig verklebt. Hitze und Kälte sorgen für unterschiedliche Materialspannungen und „zerren“ so an den Nähten und den darauf angebracht Tapes gleich mit. Was hilft? Nahtdichter kaufen (deswegen gibts sowas und deswegen heisst der so), mit dosierter Wärme (Heißluftfön!) und ruhiger Hand die verklebten Tapes komplett abziehen, dann unter Spannung den Nahtdichter auftragen, trocknen lassen, einpacken, und sich beim nächsten Mal wieder über ein dichtes Zelt freuen. Musste ich 2003 bei meinem 700 DM Mount- Everest Zelt auch schon machen- die Physik kann auch Trakker nicht überlisten…
Der Aktuelle Eindruck, der sich nach zwei Jahren ergibt, in dem das Tempest allerdings eher für eine Saison genutzt worden ist: Gut, alles ok, keine Probleme. Mal sehen, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt, in ein paar Tagen bin ich dann auch aus der Garantiezeit draussen…

Fazit:
Das Tempest ist teuer, aber meiner Meinung nach sein Geld wert. Das Prinzip des Zelts ist genial, es macht Spaß, das Teil aufzustellen, es ist sehr komfortabel, leicht, durchdacht und über die herausnehmbare Vorderwand auch flexibel und als „Brolly“ einsetzbar. Die verwendeten Materialien machen den Unterschied zu den Standard-Zelten aus, Kondenswasser wird weitestgehend vermieden, und alles steht immer schön straff so dass Regen gut ablaufen kann.
Mir fällt an dem Ding nichts ein, was man verbessern könnte- als ultimatives Zubehör gibts mittlerweile einen Vorbau, der das Tempest 2-Mann-Tauglich machen soll, wer weiß, vielleicht leg ich mir den mal zu ;).

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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