10 Jahre Carphunters Regensburg

Eine Dekade. Im realen Leben schon ein nennenswerter Zeitabschnitt, können wir uns im schnelllebigen Online- Zirkus des Karpfenangelns fast schon als „Methusalems“ bezeichnen.

Am 29. März 2006 ging die erste Version unserer Page online. Vorausgegangen waren fast zwei Jahre in denen wir einige Rückschläge erleben, interpretieren und verkraften „durften“.

Wo fängt man also bei so einem Rückblick an?
Nunja- beim Anfang. Diesen zu definieren ist aber nicht leicht: Martin und ich kennen uns schon seit der 9. Klasse, und in der waren wir 1996. Also immerhin schon 20 Jahre gemeinsames Angeln, von denen Chris 10 Jahre mitmischt. Man könnte es fast als „Wink des Schicksals“ bezeichnen, dass uns just in diesen Tagen des 10-jährigen Seitenjubiläums das Galerie-Plugin abgeschmiert ist…

Wir waren- bzw. sind immer noch- gezwungen, Bilder zu sortieren, Fische den Jahren zuzuordnen, und wurden somit in den letzten Wochen permanent mit der eigenen Historie konfrontiert. Da kommen die alten Stories wieder hoch, das „alte Feeling“, die Erinnerung an die eigene Ahnungslosigkeit, die ersten eigenen Ideen, die ersten „eigenen Fehlinvestitionen“. Gute und schlechte Zeiten, in denen wir uns am Wasser, aber auch in der Gesamtheit unserer „Lebensstationen“ wiederfanden. Fotos von Weggefährten, die sich mittlerweile nicht mehr als solche bezeichnen lassen, Erfolge und Niederlagen beim Angeln, in der Liebe, beruflich und Privat. Über Jahre hinweg sind wir mit einem Gedanken ans Fischen morgens aufgewacht, und abends wieder ins Bett gegangen. Wir waren besessen, anders kann man das nicht nennen, und die abgeschwächte Form dieser Besessenheit trägt uns nach wie vor durch die Jahre.

Wir haben viel erleben dürfen, vieles hat sich geändert, aber der „rote Lebensfaden des Karpfenangelns“ ist bei allen von uns erhalten geblieben. Rückblickend dürfen wir mit Fug & Recht sagen, dass wir uns alles von der Pieke auf selbst erlernt und erarbeitet haben. Wir haben „geblankt“, ausgeschlitzt und abgerissen, uns durch ganze Kompanien Kleinfische geangelt, und wurden dann irgendwann mit „Dicke(re)n“ belohnt. Gerade in den ersten zwei bis drei Jahren haben wir massiv Lehrgeld gezahlt. Das alles hat in uns eine Vorgehensweise verankert, von der wir heute noch profitieren- und die sich sicher nicht so etabliert hätte, hätten wir unsere ersten Fischchen leichter und schneller gefangen…

Über all das haben wir hier geschrieben, die Höhen und die Tiefen waren immer unser Thema. Ihr wart dabei, wenn es gut lief, und wir hielten und halten auch nicht hinterm Berg, wenn irgendwas gerade nicht funktioniert. Um ehrlich zu sein sind das fast die interessanteren Phasen, wenn wir irgendeine Nuss zum Knacken haben, wenn es wieder mal irgendwo irgendwas neues zu „erfahren“ gibt- die Lernkurve beim Fischen wird zwar flacher, je länger man dabei ist, aber es gibt immer noch Steigerungsmöglichkeiten…

Stellen wir uns also die Frage „Warum sind wir noch da, und andere nicht mehr“. Darauf gibt es eine einfache Antwort: Wir haben noch Lust drauf. Natürlich kann kein Mensch über so einen langen Zeitraum eine konstant gleiche hohe Motivation haben. Aber immer wieder spannt sich bei jedem von uns  diese „innere Triebfeder“ die einen ans Wasser zieht. Mal mehr, oder halt auch mal weniger.

Bisher ist jeder immer wieder „zurückgekommen“. Mit Sicherheit hat es was mit unserer losen Gruppierung zu tun. Man darf sich ruhig mal auf unbestimmte Zeit rausnehmen, langsamer Treten, sein eigenes Ding machen (sogar Spinnfischen :)), oder einfach den Bedarf an „Alleinsein beim Angeln“ stillen. Wenn man aber will, ist immer jemand da, kann man sich immer irgendwo dranhängen. Wir ziehen uns gegenseitig mit, ohne es überhaupt zu merken, ohne das auch nur eine Minute das Gefühl aufkommt, der Rest des Teams hätte jetzt irgendeine Erwartungshaltung. Alles, was unter der Haube dieser Gruppe vollbracht worden ist, und hoffentlich noch vollbracht werden wird, musste niemals beschlossen, angeordnet oder nachverfolgt werden. Unsere besten Momente, im Sinne von Erlebnissen und Fängen, hatten wir immer „im Team“. Wir haben keine Hierarchie, dafür aber einen beinahe täglichen Austausch. Carphunters Regensburg ist, wenn man so will, das „perfekte Projekt“:
Es erhält sich selbst ohne Aufwand, und jeder kann immer wieder etwas „rausziehen“, von neuen Ideen, neuen Impulsen, bis hin zur Gemeinschaftlichkeit und der Freude am Fischen.

Wichtig ist aber auch, dass wir unsere Fischerei nicht zu ernst nehmen. Bitte nicht falsch verstehen, wenn wir am Wasser sind, haben wir ganz konkrete Vorstellungen, eine Idee, einen „Masterplan“. Bis die Ruten liegen, herrscht durchaus rege Betriebsamkeit. Bevor man mit der Köderpositionierung nicht 100% zufrieden ist, herrscht keine Ruhe. Aber keiner von uns hat irgendeinen erhöhten Druck, einen Fisch zu fangen, keiner muss irgendwem irgendwas beweisen, vormachen, oder gar verkaufen. Ganz gegen den Trend der Zeit findet man in unseren Postings keine Produktnamen, vor allem aber keine „Hashtags“. Hätten wir mal Lust drauf, könnten wir uns ja #nofuckingcompany oder #paidbyownmoney zu Eigen machen.
Aus dieser selbstgeschaffenen Leichtigkeit ergibt sich unser größter Rückhalt, unser größter Vorteil:
Wir kennen keinen Fischneid.
Jetzt höre ich den ein oder anderen rufen „das glaubt ihr wohl selbst nicht“. Naja klar, es gibt Situationen, in denen man sich selbst schon auch den ein oder anderen Karpfen gewünscht hätte, in denen man aus der Haut fahren möchte, weil es einfach nicht klappt.
Daran sind aber nicht die schuld, die fangen. Noch dazu haben wir im Laufe der Jahre auch gelernt, dass man selber auch irgendwann mal wieder „dran“ ist. Das macht alles dann relativ. Relativ einfach sogar. Man steckt tagelange Blanks im Urlaub weg, wo man selber dem Brachsenterror erliegt, und der Rest der Mannschaft fröhlich Karpfen an Land kurbelt. Keine Nervenzusammenbrüche, keine Streitigkeiten, kein Stress. Höchstens ein dummer Spruch, ein Bier, einen Schnaps, oder ein Gin&Tonic mehr. Dann ist alles wieder gut.

Eines hat sich über die Jahre geändert: Wir wollen nicht mehr diskutieren, über Rigs, Fischgrößen, Gewichte, die neueste Ausrüstung, den Superköder mit der Wunderzutat, die beste Rute und Rolle, die Fänge „der Anderen“. Wir wollen einfach Angeln- und natürlich hi und da FANGEN. An einem gewissen Punkt vor einigen Jahren wurde uns klar, dass wir keine Theoretiker sind und erst recht keine werden wollen. In epischen Abhandlungen konstruierte Zusammenhänge zu diskutieren, Boiliezutaten zu analysieren oder über Tackle und dessen „Optimierung“ zu philosophieren, das Alles noch im „unverbindlichen“ Medium Internet-  das sind nicht (mehr) wir. Wir haben uns schon immer unsere eigenen Gedanken gemacht, und diese dann erprobt. Wir laufen keinen Trends hinterher, was Rigs betrifft und tauschen nicht alle paar Monate wieder irgendwas von unserm Material aus. Keiner von uns fischt Ruten und Rollen, die wesentlich jünger als 5 Jahre sind, unsere Rodpods sind matt, abgeschlagen, aber dennoch stabil. Obwohl man den meisten unserer Ausrüstungsteile den teilweise exzessiven Gebrauch ansieht: Wir geben unser Geld lieber für Futter, Karten und unsere Infrastruktur bestehend aus diversen Booten, Motoren, Echoloten, GPS- Geräten, Anhängern und VW- Bussen aus. Unser Fokus liegt ganz klar auf dem Fisch, für dessen Fang wir unser Möglichstes tun. Wir investieren Zeit, Geld und Energie in Vorbereitung und ins Angeln, nicht in Internetdiskussionen und Szene- Geschwätz.
Wenns dann trotzdem mal mit dem Fang nicht klappt, haben wir uns in der Regel nichts vorzuwerfen. Wir haben nicht „nichts gefangen“, weil wir uns nichts überlegt hätten oder weil irgendwas essentielles gefehlt hätte, sondern weil wir halt mit der Einschätzung irgendeiner Umgebungsvariable falsch lagen.
Diese Gewissheit macht jegliches Scheitern erträglich, und hilft einem somit auch „durchzuhalten“, und immer wieder neu anzufangen.

Da sind wir also nun, nach 10 Jahren. Nicht wegzuspülen aus dem Verlauf diverser Internetbrowser, obwohl wir natürlich nicht jeden Monat oder jede Woche „News“ liefern können bzw. wollen. Das Wichtigste beim Schreiben irgendwelcher Texte ist dass der Kopf frei ist. Dann sprudelt es. Und das „Gesprudelte“ kann der Empfänger auch wieder entsprechend „aufsaugen“. Ich bekomme immer wieder persönliches oder „interaktives“ Feedback, welches darauf schließen lässt, dass auch ein paar Seiten Text im Netz noch gelesen werden. Es ehrt uns natürlich sehr, wenn ihr das bei uns auf der Page macht.
In diesem Sinne, als allererstes ein „sakrisches Merci“ an alle Leser dieser Homepage. Wir können euch nur versprechen, dass wir hier so weitermachen wie bisher. Wir werden es auch in den nächsten Jahren vermeiden  zu kameraschwingenden Superhelden zu werden, die mehr Fragen offen lassen als sie beantworten. Wir wollen und werden auch weiterhin unabhängig direkt aus der Praxis berichten. Für nichts anderes als dafür ist diese Page da.

Zu guter Letzt eine „tiefe Verbeugung mit gezogenem Hut“ an alle- mehr oder weniger freiwillig- Beteiligten in unserer „fischigen Showtanzgruppe“:
Kathy, Maxi, Johanna- dafür, dass ihr mir das alles nach wie vor ermöglicht
Chris, Christin, Martin, Lenka, Hansi, Hans, Peter, Christine, und all die anderen Wahnsinnigen:
Auf die nächsten 10, 20 oder 30 Jahre…

„Semper Fi“

Matthias

Zum Abschluss haben wir noch ein bisschen in unseren „Archiven“ gekramt- viel Spaß beim Streifzug durch mehr als ein Jahrzehnt (Karpfen)Angeln 😉

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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