Die 10 Thesen des Karpfenangelns

Im Geiste des gestrigen Reformationstages und basierend auf der Tatsache, dass es bisher noch keiner  zusammengetragen hat, wage ich mich mal an die „Hard Facts“ des Karpfenfischens- im Gegensatz zu Herrn Luther, der mit seinen 95 Thesen die evangelische Kirche begründete, will ich keine Religion aus dem Boden stampfen. Ich will eher helfen, die üblichen Sackgassen zu vermeiden, in denen ich mich selbst auch des Öfteren mal kürzer, mal länger wiedergefunden habe- und oft noch Gefahr laufe, wieder in eine neue Sackgasse abzubiegen…

These Nr. 1: Location ist ALLES.DrD-Screen
Das A und O beim Karpfenangeln ist der richtige Platz. Ohne das, was wir als richtigen Platz einstufen, brauchen wir nicht anzutreten…

These Nr. 2: Tackle ist NICHTS.
Extrem formuliert, ist es dem Fisch der gerade bei uns im Kescher gelandet ist, völlig egal, was ihn da erwischt hat. Solange nichts reisst oder bricht oder sich sonst wie verabschiedet ist die Welt auch für den Fänger in Ordnung. Und damit ist es auch getan: Man muss sicherstellen, dass nichts bricht oder reisst. Das klappt in der Regel mit Qualitätsprodukten besser als mit Schnäppchen- aber „Image“ ist nicht gleich anglerischer Kompetenz bzw. Fangerfolg.

These Nr. 3: KEIN Boilie fängt mehr als der andere.IMG_0447
…vorausgesetzt, wir reden von einer Qualitätsliga. Klar ist die 5 €/ kg Kleisterkugel auf Dauer dem 10 €/ kg Boilie unterlegen- aber das liegt ganz einfach an der Bekömmlichkeit der qualitativ hochwertigeren Zutaten. Jeder der etwas anderes behauptet, ist auf dem Holzweg. Oder Gesponsert. Oder beides…

These Nr. 4: Futter ist MACHT.
Die richtige Menge an der richtigen Stelle ist der Schlüssel zum Erfolg. Und dabei ist es fast egal, was gefüttert wird, Hauptsache der Fisch erkennt die eingebrachte Nahrung als solche. Zu knausern ist bei der Futtermenge dabei eher im Sinne des Gewässers, der Fische und des Fängers, als wie entfesselt abzukippen.

These Nr. 5: Fischgewichte haben KEINE Aussagekraft.
Nein, nein, und nochmals nein. Die Gewichte der gefangenen Fische habe keine Aussagekraft bezüglich des Wissens, des Könnens oder gar der Intelligenz des Fängers. Man kann Fischgewichte nicht beeinflussen. Nichtmal durch Location…
Warum hechtet dann jeder Pfunden hinterher? Das ist der erste Fall von „umfassenden Hirnversagens beim Karpfenangeln“. Während man in der Realität für ein größeres Auto tatsächlich mehr leisten (= bezahlen) muss, ist das beim Angeln nicht so. Was mache ich denn bitte, wenn in meinem Weiher einfach bei 20 Pfund Schluss ist? Bin ich dann ein schlechterer Angler als irgendeiner, der sich Großfische vom Züchter in seinen Tümpel werfen lässt, um dann die Klappe aufreissen zu können?
Aus meiner Erfahrung ist ganz genau das Gegenteil der Fall: Während sich der Eine abmühen und nachdenken muss, fliegen dem Anderen die Kilos nur so zu. Und dann ratet mal, wer auf neutralem Boden immer die Nase vorn haben wird, was Konstanz und Effizienz seiner Angelei betrifft…

Minolta DSCThese Nr. 6: Zeit am Wasser ist durch nichts zu ersetzen.
…außer durch mehr Zeit am Wasser. Bei allen guten Möglichkeiten die uns das Internet als Angler heute bietet: Gebt euch nicht dem Irrglauben hin, dass das, was ihr lest euch in irgendeiner Form weiterhilft. Macht eure eigenen Erfahrungen, und passt bloß auf, dass ihr dabei euer eigenes Ding durchzieht. Nachahmer sind immer einen oder zwei Schritte hinterher!

These Nr. 7: Testfischer sind keine besseren Angler.
Ohne hier über einen Kamm scheren zu wollen, aber am Ende des Tages kochen wir alle mit Wasser. Angeln ist keine Frage dessen, ob man gesponsert wird. Es ist eine Frage der Eigeninitiative, der sogenannten „intrinsischen Motivation“. Meistens sind hochmotivierte Angler irgendwann auf Grund ihrer Fänge in nem Team- aber nicht, weil sie eine Zauberzutat für einen Boilie gefunden hätten, sondern ganz einfach, weil sie konstant dranbleiben.
Natürlich bestätigen auch Ausnahmen die Regel. Heutzutage schimpfen sich Typen als „Testangler“ die mit Mühe drei Sätze am Stück ohne Fehler schriftlich zusammenstoppeln können. Von Grammatik rede ich dabei noch gar nicht- geschweige denn von ausreichender, anglerischer Erfahrung, um als Repräsentant einer Firma aufzutreten…

rigvorratThese Nr. 8: Rigs sind weitestgehend unwichtig.
Wir können auch auf Grund der Tiefe der meisten Seen keine Fische beim Fressen beobachten, um dann das Rig an die Fressgewohnheiten anzupassen. Was wir brauchen sind scharfe Haken, belastbare Materialien und gute Knoten. Gut, wir sollten vielleicht noch wissen, dass ein steifes Vorfach im Schlamm weniger gut funktioniert. Das wars dann aber auch schon!

These Nr. 9: Catch & Release ist gesetzlich verboten.
…und daran ändern auch keine Youtube- Videos, Online- Petitionen, bedruckte Pullover oder Autoaufkleber nichts. Vielmehr rücken diese Dinge uns in den Fokus so mancher Aktionen und Organisationen, die uns und unserem Hobby definitiv nicht nutzen, sondern eher schaden. Macht mit eurem Fang was ihr wollt, aber wir sollten echt & ernsthaft aufhören, unsere selbstdefinierten Heldentaten an die große Glocke zu hängen…

These Nr. 10: Haltet euch aus Foren raus
…denn sie helfen euch nicht auf Dauer. Ab einem gewissen Punkt verschwendet man seine Zeit. Zeit, die in der Regel knapp ist, und die man beim Fischen oder bei Vorbereitungen zum Fischen viel besser nutzen könnte.
Foren sind eine Ansammlung von Anglern aus den verschiedensten Teilen des deutschsprachigen Raumes. Dabei kommen Erfahrungen aus verschiedenen Gewässertypen, Gesetzeslagen und sogar Klimabedingungen zusammen. Soweit ist das ja alles gut und schön- wäre da nur  nicht das, was ich weiter oben als „umfassendes Hirnversagens beim Karpfenangeln“ definieren musste. Es gibt nur ganz, ganz wenige Leute, die wirklich ehrlich im Internet sind. Der Großteil der Statements aus Foren sind schlichtweg gelogen, um zu blenden. Wer keinen Fisch fängt, versucht sich als Experte für Tackle, Köder oder Moral zu etablieren. Diejenigen, die Fangen, wissen meistens nicht warum, sind aber trotzdem die mit der größten Klappe und den dicksten Eiern in der Hose.

Was dabei auf die Strecke bleibt, ist der geneigte Leser, der auf der Suche nach der „puren Erkenntnis“ ist. Ihr könnt aufhören, diese für eure Fischerei zu suchen. Es gibt sie nicht…

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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