Endspurt!

blue-hourVon einem „Spurt“ zu sprechen ist wohl eher etwas übertrieben. In der Wirklichkeit waren die letzten Stunden 2013 am Wasser für mich eher sowas wie ein „langsames Kriechen“: Mich hat in der Nacht vom Freitag auf den Samstag wohl soetwas wie eine Erkältung erwischt, deren Symptome mich auch heute durch den Tag und vor allem die Nacht begleitet haben. Insgesamt nichts Schlimmes, aber eben halt auch nichts Angenehmes- und gerade deswegen Grund genug, euch ein paar Zeilen dieses einprägsamen letzten Trip des Jahres zukommen zu lassen. Es gibt auch einen Fisch zu sehen, keinen Karpfen, und nicht von mir gefangen- aber immerhin ein weiterer kleiner Fingerzeig im großen, unüberschaubaren Puzzle des Winterangelns…

Wo fängt man also an, wenn es dann doch für eine längere Zeit in die Kälte der frühwinterlichen Gewässerlandschaft geht? Richtig, erstmal muss für die nötige Infrastruktur gesorgt werden.
Ich halte nichts von pseudo- hartem Getue getreu dem Motto „Heizungen sind was für Weicheier“. Ich habe meine HPV ab Oktober aus Prinzip mit im Gepäck, zusammen mit zwei 5kg Wechselkartuschen.comfort
Bei -3° draußen zumzuhampeln, ohne für ein entsprechendes Wärmebackup gesorgt zu haben, ist nicht unbedingt ein Zeichen für besondere Kühnheit geschweige denn für Intelligenz oder gar für Weitsicht: Man stelle sich vor, man wird in der Nacht von zwei oder drei Brachsen aus dem Bett gehupt. Bis man sich nach der Rückkehr aus der Kälte in den Schlafsack wieder erwärmt hat, meldet sich der Bissanzeiger erneut, und das Spiel beginnt von vorn- keine Basis für eine erholsame Nachtruhe.
Ein gewisses Maß an Wohlbefinden und „Gemütlichkeit“ am Wasser ist aber gerade in der kalten und damit dunklen Jahreszeit ein Muß. Es macht keinen Sinn, am falschen Ende Gewicht oder Geld oder Zeit zu sparen- wer sich nicht gut fühlt, kann auch nicht gut Angeln. Man sollte nicht unterschätzen, was es für den Gemütszustand bedeutet, wenn es ab 16:30 stockdunkel ist- also neben der Wärme auch für ausreichend Bespaßung sorgen…

Als Nächstes stellt sich dann nur noch die Frage, wo im Gewässer wir die besten Chancen haben, Fische zu fangen. DrD-ScreenÜber das Thema Location im Winter ist schon so viel geschrieben und noch mehr geredet worden, nur um dann in der Praxis zu zeigen, dass theoretische Betrachtungen kein Gewicht haben. Ich glaube, man muss einfach testen- trial & error, auf die Nase fallen, wieder aufstehen.
Lasst am Anfang euer Bauchgefühl entscheiden. Ist auch nicht mehr oder weniger sinnvoll, als sich auf pseudo- begründete, hausgemachte Thesen zu stützen, die unter der Maske des Kopfdenkens doch wieder nur ein Bauchgefühl sind. Zumindest diese eine Erkenntnis aus den letzten Tagen kann ich euch an dieser Stelle euch als „gesichert“ mitteilen…

Und damit wären wir dann auch schon in medias res: Was kann man von zwei Tagen in der Kälte & Dunkelheit schon erwarten? Das Thema mit der Erkältung haben wir schon durch- kommen wir zu den positiven Dingen. Völlig chris_brachse1untypisch für die Jahreszeit wurde ich am Freitag Nachmittag förmlich von der Sonne verwöhnt, Sohnemann nutzte die Gelegenheit um jede Rute im 3- Minuten- Rhytmus aufzuziehen „nachzuschauen, ob nicht jetzt endlich ein Fisch dranhängt“. Am Freitag war es Chris` Rute die uns am frühen Abend tatsächlich mit einem durchgängigen Quengeln aus dem Delkim vom Glühwein ablenkte. Das Resultat war eine Brachse mit 9 Pfund- es wäre überheblich und falsch gewesen, einen solchen Fisch unter den gegebenen Umständen zu ignorieren, nur weil es kein Karpfen ist…
Bei sternenklarem Nachthimmel und Nachttemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt beglückte mich ein zweimaliger Heizungsausfall: Einmal wegen leerer Gasflasche (Volltreffer!) und einmal hat wohl die Sauerstoffmangelsicherung angeschlagen, weil es plötzlich „Klick“ gemacht hat, und die Aparatur erst wieder nach kurzer Zeltbelüftung zum Laufen zu kriegen war. Selbstverständlich ließ ich die Belüftung dann bestehen- und hatte prompt auch keine Probleme mehr. In Lebensgefahr befunden habe ich mich dann aber wahrscheinlich doch nicht- trotzdem gut, wenn man frühzeitig nen „Warnschuss“ bekommt. Erstaunlich, wie vermeintlich „dicht“ dann so ein Zelt mit Bodenplane wird…

                ice-cover  ice-cold

Am Freitag morgen war die Nacht dann um kurz nach Neun vorbei, und ich hatte so bescheiden geschlafen wie seit Anfang meiner Karpfenaktivitäten nicht mehr. Gegen zwei Uhr hatte sich meine Nase zum spontanen Verschließen der Atemkanäle entschlossen, und auch der Hals fühlte sich entsprechend ungut an. Entsprechend war der Start in den Tag. Also schnellstmöglich den Kram zusammengerafft, raus aus der Kälte und nach dem obligatorischen Abstecher ins Angelgeschäft heim in die warme Badewanne- ich hatte die Nase wirklich voll.

24 Stunden später sieht die Welt schon wieder anders aus:
Insgesamt ein Trip, bei dem das „Feeling“ mal wieder ordentlich bedient wurde. Ein Zelt ist definitiv gemütlicher als ein Auto, die Nähe zum Wasser ist zweifellos irgendwo ein Pluspunkt, eine Distanz, die einem klarmacht, dass man nicht gleich wieder wegkann, und/ oder wegmuss. Leider blieb die Aktion ohne Fisch- Folgen und Gott sei Dank so wie es sich im Moment darstellt ohne größere Folgen für die Gesundheit- trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erwischt es einen dann alle heilige Zeit doch mal, wahrscheinlich egal ob mit oder ohne kalte Nächte, die man sich am Wasser um die Ohren schlägt.

Es wars wert. Auch ohne Fisch.
Manchmal reicht es einfach, wenn man irgendwas durchgezogen hat.
2014 kann kommen!

Matthias

CarpX

CarpX

Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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