Elmar Stahl: Futterplätze und deren Beschickung in Stillgewässern

Elmar ist altersmässig in den 40ern, und angelt bereits seit gut 20 Jahren auf Karpfen. Seine ersten Erfolge konnte er in kleinen Donaualtwässern verbuchen, in denen diese Fischart zu dieser Zeit nur sporadisch anzutreffen war, und der Fang von Karpfen noch eine Bereicherung für den Mittagstisch dargestellt hat. Mittlerweile haben sich die Zeiten und auch Elmars Angelei von Grund auf geändert. Er ist eine Ressource auf dem Gebiet der Teichwirtschaft, ebenso auf dem Gebiet der Futtermittelherstellung: So verbringt er auch während der Saison einen nennenswerten Teil seiner Freizeit in seiner hochgradig ausgerüsteten Boilie- Küche, immer auf der Suche nach dem perfekten Köder für die jeweiligen Gegebenheiten. Neben Aktivitäten an der Donau ist seine Fischerei vor allem See- Lastig, deswegen wird er im Folgenden einige Denkansätze rund um das Anlegen von Futterplätzen in Stillgewässern ausformulieren.

elmarSeit jeher werden Karpfen angefüttert um sie leichter zu fangen. In den letzten Jahren vollzog sich in diesem Bereich des Karpfenangelns ein erheblicher Wandel. Ich versuche, nach einem kleinen Rückblick die gegenwärtige Situation aufzuzeigen. Ausgegangen wird von einem Angler der ein Gewässer intensiv über einen längeren Zeitraum befischen will.

Über einen langen Zeitraum meiner Fischerei bestand das tägliche Anfüttern aus einem Standartprogramm, bestehend aus einem Sto-Eimer voll gekochten Mais und 2-3 kg Boilies.

In den vergangenen 2 Jahren hat sich dies jedoch grundlegend geändert. Es werden sich vielmer Gedanken über Menge, Art und Beschaffenheit des Futters, sowie der Struktur desFutterplatzes gemacht. Das ganze bezeichne ich als „intelligentes Füttern“.

Lage

Die gesamte Problematik der Lokation würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Aus diesem Grund wird nur kurz auf Grundsätzliche Vorgehensweisen eingegangen.lage

Für einen nachhaltigen Erfolg ist es erforderlich leicht erreichbare, ausgetretene Angelstellen zu meiden. Der Großteil der Angler wirft übrigends von ihrem Standplatz aus  nicht geradeaus sondern 30 – 40 Meter nach schräg rechts. Warum das so ist weiß ich auch nicht. Läßt es sich jedoch nicht vermeiden an Angelstellen zu angeln, welche recht häufig von anderen Anglern frequentiert werden, so füttere ich ufernah nach links.

Es bliebe auch der Distanzwurf. Bei Erfolg „wandern“ dann jedoch häufig rein zufällig des öfteren Angeln von Nachbarn auch plötzlich auf wunderbare Weise mit auf unsere Futterplätze.

Auf den ersten Blick gute Plätze wie bekannte Sandbänke, Inseln oder Seerosenfelder meide ich wie der Teufel das Weihwasser – da fischen schon genug andere.

Ist ein Boot erlaubt leisten Echolot,Spürstab und GPS unschätzbare Dienste und ermöglichen eine Angelei wie sie früher nicht denkbar war. Ist dies jedoch verboten kann man meiner Meinung nach, in Gewässern bis ca 15 ha, mit einem gut betriebenen Futterplatz sehr viel gut machen. In Gewässer bis zu dieser Größe ist es meiner Meinung nach durchaus Möglich die meisten Fische über kurz oder lang an unseren Platz zu füttern. Vorausgesetzt man füttert und angelt konsequent über einen längeren Zeitraum.

Zieht man sein Ding konsequent durch, so ist die Lage sogar relativ egal. Wenn man nicht gerade auf Faulschlamm angelt werden sich die Karpfen über kurz oder lang einstellen und dort künftig regelmäßig vorbei kommen weil der Platz ständig unter Futter  steht.

Wichtiger als eine vom Grund perfekte Lage ist vielmehr eine Örtlichkeit die andere Angler meiden (schlammiges Ufer, kein Platz für Shelter, Steilufer, langer Fußmarsch erfoderlich, Straße im Rücken…). Wir suchen uns in diesem Fall ja nicht einen Platz mit möglichst hohem Erholungswert, sondern wo wir möglichst ungestört angeln können.

In vielen Gewässern versammeln sich Karpfen gerne in bestimmten Bereichen an der Oberfläche. Die Problematik des Forttreibens von Brot/Schwimmboilies/Hunde- oder Katzenfutter kann man elegant umgehen. Man sucht sich eine nicht zu dicht gewachsene, ins Wasser ragende Staude und wirft das Futter hinein. So ist es nicht nur vor anderen Angler getarnt, wir locken auch keine gefiederten Freunde an. Äste wachsen kaum unter Wasser und die Karpfen nehmen das angebotene Futter aufgrund der guten, vorhandenen Deckung meist willig an. Ein versenkter, auftreibender Köder bewirkt hier oft Wunder 🙂

Futterplatzaufbau

schleieDie früher üblichen, großflächigen Futterplätze geraten bei mir mehr und mehr ins Hintertreffen. Die Vorteile selbiger liegen auf der Hand. Karpfen lassen sich auch in größere Zahl auf dem Platz halten. Dies ist zugleich jedoch ihr größter Nachteil: Ein gehakter Fisch kann leicht die anderen anwesenden Fische verscheuchen. Gerade in Gewässern mit einem erhöhten Angeldruck stellt das ein Problem dar und man ist nach einem Biss Stunden ohne jede Chance auf einen weitern Biß.

Aus diesem Grund hat es sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr durchgesetzt räumlich getrennte Futterplätze anzulegen. Oft wird zudem ein Ausweichplatz gefüttert um bei einem verscheuchen der Tiere seine Chancen dennoch zu erhalten. Derartiges Vorgehen erleichtert das, von Plickat propagierte „durchhanglen“ von einem Fisch zum nächsten.

 Betrieb

bis auf Ausnahmesituationen ist es sinnvoll die ausgewählten Plätze sorgsam auszusuchen und diese dafür über einen längeren Zeitraum zu beschicken. Am besten ist es täglich zu füttern. Wenn möglich sollte es sogar die gleiche Zeit sein, Karpfen sind Gewohnheitstiere. Ständiges Wechseln der Futterplätze erachte ich nicht als sinnvoll. Wurde an einem Platz gut gefangen gönne ich ihm gerne ein, zwei Tage Pause damit die Fische wieder Vertrauen finden. Auch wenn die Anzahl der Bisse konstant blieb, so konnte ich doch häufig feststellen daß das Gewicht der Fische merklich sank wenn der Platz über mehrere Tage einem zu starkem Angeldruck ausgesetzt war.

Strategie

Wenn man einen Futterplatz anlegt sollte man vorher bereits wissen was man eigentlich damit will. Dies erfordert eine möglichst genaue Kenntnis des boilie_pellet_mixFischbestandes.

Die prinzipielle Vorgehensweise ist leicht erklärt: Anders als die anderen.

Hierzu ist es nicht erforderlich andere Angler auszuspionieren. Es reicht dazusitzen und zuzuhören. Was prasselt an den anderen Stellen ins Wasser? Relativ leicht sind an den Geräuschen Boilies und Partikel auseinander zu hören. Mit etwas Übung kann man auch den charakteristischen Klang von kleineren Pellets erkennen. Wieviele Futterschaufeln wandern von den Kollegen ins Wasser? Beim Füttern mit dem Wurfrohr kann man sogar mitzählen. Was ist das für ein Futterboot, wieviel kg kann es aufnehmen, wie oft fährt es hin und her? Ist das Auto gegenüber das gleiche das gestern da war? Hat der in die selbe Richtung geangelt?

Sinn dieser Ausführungen ist nicht die anderen Angler auszuhorchen um an ihren Stellen zu Angeln, sondern herauszufinden wie sie vorgehen. Mit etwas Übung merkt man recht schnell daß die meisten von ihnen das ganze ähnlich angehen. Wenn wir dasselbe machen werden wir auch so fangen wie die anderen. Die „alten Säcke“ im Wasser wissen das nur zu gut.

Beschickung

Haben wir uns für eine Stelle entschieden entscheidet die Beschickung des Platzes maßgeblich über die später gefangenen Fische.boilies_soaked

Wollen wir lieber möglichst viele Karpfen fangen sollte der Platz auffällig und mit reichlich Partikeln bestückt sein. Für Große Karpfen ist dies häufig aber kontraproduktiv. Darauf sind sie bereits oft genug reingefallen. Hier kann es angebracht sein ausschließlich mit möglichst selektiven Boilies vorzugehen. Dabei bin ich kein Fan von den immer mehr in Mode kommenden Bigballs. Ich habe mit einer Regulierung über die Härte bessere Erfahrungen gemacht. Dies ist aber eine rein subjektive Meinung und ich kenne viele gute Angler die den Weg über die Größe gehen und damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Entscheidend für einen mittelfristigen Erfolg ist, daß die Boilies von ausreichender Qualität sind.

Wir können uns durch verschiedene Maßnahmen von anderen Anglern abheben.

Von den üblichen Getreidesorten frißt der Karpfen am liebsten Mais. Auch Lupinen, Roggen, Weizen und Hafer werden genommen. Wenn der Karpfen jedoch die Wahl hat frißt er am liebsten den Mais. Soweit jedenfalls die Erkenntnisse aus der Teichwirtschaft. In Frage kommen auch Wicken, Erbsen, verschiedene Bohnen (müßen erst gekocht werden) sowie Nüsse.

Jedoch lieben auch andere Fischarten den Mais. Da diese häufig kleinere Mäuler haben gebe ich zum Mais noch Weizen hinzu. Im Flachwasser konnte ich beobachten wie Rotaugen erst den Weizen und dann erst den Mais fraßen. Ich vermute wegen der Größe.

Zurück zu Mais. Früher wurde dieser gekocht, so daß der bekannte, süßliche Duft entstand. Der Nachteil besteht darin daß auch sehr viele andere Fische den Maisboilie_partikel_mix liebten und Wießfischfänge drastisch zunahmen.

Als nächstes wurde dazu übergegangen den Mais zu fermentieren. Der vergorene Mais setzt unter Wasser eine regelrechte „Duftbombe“ frei. Er wird deshalb auch heute noch sehr gerne eingesetzt. Abgesehen davon daß dieser so behandelte Mais ein Magnet für Graskarpfen ist, wirkt er bei der von mir derzeit bevorzugten Methode eher kontraproduktiv. Ich habe immer den Eindruck daß der Geschmack die Stelle dominiert. Der Hauptgrund gegen den fermentierten Mais liegt bei mir aber darin daß er derzeit bei sehr vielen Anglern groß in Mode ist.

Ich wässere den Mais für ein bis zwei Tage in Wasser aus dem zu befischenden Gewässer. Dem Mais setzte ich früher gerne die Dips oder Flavour der benutzten Boilies zu. Heutzutage bin dazu übergegangen zusätzlich immer einige Hand voll Boilies fein zu crushen und den Boilies zuzugeben.

Ich angle gerne mit selfmades. Wenn ich rolle hebe ich mir immer einige Kilo Trockenmix und Geschmack auf. Beides kommt dann in den Partikelmix. Da ich häufig Boilies auf Gewürzbasis einsetze, kommt mir das bei den Partikeln entgegen. Diese saugen den Geschmack der Gewürze sehr gut mit auf.

Dies funtioniert aber nur bei Partikeln die „frisch“ sind. Fermentierter Scopex- oder Erdbeermaismais schmeckt nur nach einem: Nach fermentierten Mais.

Eine Ausnahme hiervon bildet Paprika das auch in fermentiertem Mais gut wahrnehmbar ist.Aber auch andere Zusätze funktionieren gut: Salz, Maggi, Sirup, Melasse, gemahlenes Trockenfutter für Hund und Katze.

Dem aufmerksamen Leser mag nicht entgangen sein daß sowohl Fischmehl, als auch gemahlene Heilbuttpellets nicht aufgeführt sind. Ich verzichte gerne auf diese Zusätz in den Partikeln, wie auch im Boilie. Fischmehll ist zwar sehr gut verdaulich für unsere beschuppten Freunde, jedoch lieben es zu den Weisfischen auch die Krebse, wie auch die Waller. Gerade letztere haben sich in manchen Gewässern bereits auf diese Zusatznahrung eingeschossen. Ein weiterer nachteil von Fischmehl: Fischmehl ist der klassische Anfängerboilie. Er ist günstig und relativ leicht zu rollen. Dies soll nicht abwertend sein. Viele Selberroller jedoch fischen genau damit – und wir wollen uns ja absetzten.

karpfen2Ein weiterer, wichtiger Bestandteil eines guten Partikelmixes ist Hanf. Karpfen lieben ihn und er gibt dem Mix eine eigene, dezente Note. Außerdem benutzen ihn erstaunlicherweise in  unserer Gegend sehr wenige Angler.

Pellets nehme ich gerne die ersten ein, zwei Tage bei der Etablierung eines neuen Futterplatzes. Danach jedoch verzichte ich aus oben genannten Gründen darauf. Ebenso verfahre ich mit den derzeit in Mode befindlichen Wolkenbildnern: Wenn, dann überhaupt am Anfang. Das gesamte Thema Löslichkeit ist in einem solchen Falle eher von untergeordneter Rolle. Wir setzen nicht auf schnelle Duftwolken (das machen sooooo viele), sondern auf den Gewöhnungseffekt. Die Fische kommen weil sie es gewohnt sind daß es hier Fressen gibt.

Obgleich ich Tigernüsse eigentlich sehr gerne einsetze ist ihre Vorbeireitung ein bisschen umständlich. In Zukunft werden sie aber sicher bei mir häufiger in kleinen Mengen zum einsatz kommen – da auch sie bei uns selten verwendet werden. Geschrotete Tigers finden sich jedoch schon länger in meinem Partikelmix.

Damit sind wir auch schon beim wichtigsten Bestandteil unsere Futterplatzes, den Boilies. Sie sollten über ein gewisses Mindestmaß an Löslichkeit verfügen, vor allem aber für die Fische gut verdaulich sein. Sie sind die Proteinlieferaten unseres Futterplatzes. Aus diesem Grund sind Billigboilies nicht geeignet einen Futterplatz mittelfristig damit zu beschicken. Diese Kugeln würden unseren eigenen Partikeln Konkurrenz als Kohlehydratlieferanten machen. Benutzt man Readys, so würde man hier ganz klar am falschen Platz sparen. Gerne verwende ich verschiedene Boiliegrößen um die Fische möglichst lange am Platz zu binden. Ich setze gerne relativ harte Boilies ein. Diese mögen etwas teurer sein, in meinen Augen ist das aber gut angelegtes Geld. Füttere ich drei, oder 4 Plätze ist einer davon immer ein ausschließlich mit Boilies bestückter. Die genaue Form (Kugel, Stäbchen, Kissen) ist in den von mir befischten Gewässern egal. In England gibt es bereits Gewässer, in denen man jedoch mit runden Kugeln angeblich keinen Biß mehr bekommt.

Das hier aufgeführte ist eine empfehlenswerte Vorgehensweise für einen länger „in Betrieb“ gehaltenen Futterplatz bei normalen Temperaturen in Stillgewässern.

Es wurden absichtlich keine Mengen genannt da dies abhängig vom jeweiligen Fischbestand ist. Mein Ziel war es anzuregen festgefahrene Schienen zu verlassen.

Elmar Stahl

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CarpX

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Karpfenangler, Mechatronik- Ingenieur und Computerbegeisterter. Manchmal etwas cholerisch, meist aber lieb und umgänglich ;)

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